Turbulenzen in der STRATOsphäre

Per T-DSL sind Webseiten der Strato-Kunden schlecht erreichbar, einen Schadensersatz für die Pannenserie im März 2001 ist nicht in Sicht, außerdem schickte Strato einen aufmüpfigen Kundenbeirat in die Wüste.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Holger Bleich

Beim Berliner Webhoster Strato liegt mal wieder einiges im Argen. Insbesondere via T-DSL kommen die Web-Seiten der rund 500.000 Strato-Kunden zurzeit oftmals recht gemächlich durch die Leitung zum Browser des Betrachters. Auf das Problem angesprochen, verwies das Unternehmen auf seinen Technikpartner kpnQwest. Dessen Sprecher Thilo Huys bestätigte einen schon seit geraumer Zeit andauernden Leitungsengpass zur Deutschen Telekom, wies aber eine Schuld von kpnQwest an dem Problem von sich. Schon im Juli 2001 habe man festgestellt, dass die Peering-Punkte des kpnQwest-Netzes mit den DTAG-Backbones überlastet seien. Derzeit seien die beiden Netze über zwei 155-MBit- sowie zwei 34-MBit-Knoten zusammengeschaltet. Die Telekom habe längst zugesichert, einen Hannoveraner Peering-Point auszubauen, um den Performance-Engpass zu entschärfen. Aber da passiere einfach nichts, erklärte Huys. Telekom-Sprecher Wilfried Seibel bestätigte, dass die Telekom diesbezüglich mit kpnQwest in Verbindung stehe. "Wir wollen da so schnell wie möglich helfen", versicherte er.

Ungemach dräute den Strato-Kunden auch von ganz anderer Seite: Network Solutions, Registrar für com- net- und org-Domains, informierte Mitte Januar Strato-Kunden darüber, dass ihre Domains bald freigegeben würden, weil sie die fälligen Gebühren nicht beglichen hätten. Diese Aufgabe obliegt eigentlich dem Webhoster. Strato sprach von einem unangenehmen Missverständnis: "Wir haben ein eigenes, stets gefülltes Konto für diese Domains, auf das Network Solutions jederzeit Zugriff hat", erklärte Strato-Sprecher Andreas Maurer. Zu Zahlungsverzögerungen könne es daher unmöglich gekommen sein. Mittlerweile sei der entsprechende Bearbeitungsfehler von Network Solutions behoben worden.

Unterdessen entledigte sich Strato eines aufmüpfigen Mitglieds seines Kundenbeirats. Heinz-Ulrich Schwarz hatte im Forum lautstark sein Missfallen darüber geäußert, dass lange angekündigte Schadensersatzzahlungen wegen einer Pannenserie im März 2001 immer noch ausstehen. Auf seinen Ausschluss hin ist gleichzeitig ein weiteres Mitglied aus Protest zurückgetreten. Strato-Sprecher Andreas Maurer rechtfertigte im Gespräch mit heise online den Ausschluss mit "geschäftsschädigenden Äußerungen" von Schwarz. "Nun wollen wir den Beirat möglichst schnell wieder aufstocken und zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zurückkehren", erklärte er.

Nach wie vor ist völlig unklar, wann und in welchem Umfang Strato die Schadensersatzforderungen begleichen wird. Kurz nach den Totalausfällen im März vergangenen Jahres stellte der Hoster ein Webformular ins Internet, mit dem jeder Geschädigte seine Ansprüche geltend machen konnte. Seitdem zanken sich Strato und kpnQwest darum, welche der beiden Firmen für den Schaden aufkommt. Während kpnQwest der Ansicht ist, genau gemäß Service-Level-Agreement gehandelt zu haben, in dem man Strato Abschläge auf die folgenden Rechnungen gewährte, verlangt Strato, dass sich der Partner finanziell am Schadensersatz beteiligt. Von der Drohung Stratos, diese Frage notfalls vor Gericht klären zu lassen, ist offenbar nichts übrig geblieben. Wie seit Monaten erklärte Strato auch am heutigen Mittwoch, eine Einigung stehe bald bevor. (hob)