Kritik an Apples Benchmark für den Power Mac G5 [Update]

Als Apple auf der WWDC den Power Mac G5 präsentierte, operierte Steve Jobs womöglich mit geschönten Geschwindigkeitsangaben für den angeblich weltschnellsten PC.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Als der Apple-Chef auf der WWDC den Power Mac G5 mit stolzgeschwellter Brust präsentierte, operierte Steve Jobs womöglich mit geschönten Geschwindigkeitsangaben für den laut Apple weltschnellsten PC.

Zwar feilt man im Intel-Lager ebenso wie beim PowerPC-Produzenten IBM bekanntermaßen nach allen Regeln der Kunst an speziellen Testsystemen, die für besonders schmeichelhafte Testergebnisse im etablierten SPEC-Benchmark sorgen sollen. Diese Praxis ist mit einigen Details in c't aktuell beschrieben. Doch nachdem die Fanfaren der Apple-Veranstaltung verklungen sind, wurde selbst unter Mac-Fans herbe Kritik an den speziellen Testbedingungen laut. Auch der Register berichtet von heftiger Kritik, die der Test ausgelöst hat. Die Umgebung und die Bedingungen, die das Institut Veritest in Apples Auftrag zugrunde gelegt hat, dokumentiert die Firma selbst in einem Testbericht.

Demnach hat man dem Power Mac beim Benchmarking eine spezielle Bibliothek zur Speicherreservierung untergeschoben, die mehr auf Geschwindigkeit als kompakte Speicherbelegung optimiert ist und zudem keine Threads unterstützt. Laut Veritest selbst ist die verwendete Bibliothek malloc "für viele Anwendungsfälle ungeeignet". Mit entgegengesetztem Effekt -- nämlich einer Verlangsamung der Testsysteme -- haben die Tester bei den verwendeten Intel-Rechnern aus dem Hause Dell teilweise das Hyper-Threading ausgeschaltet. Zudem wurde beim Compilieren der Benchmark-Suite für die Intel-Rechner offenbar Code für deren SSE1- und nicht SSE2-Modi genutzt. Es gibt Hinweise, dass dies ein Problem beim hier verwendeten GNU-C-Compiler 3.3 bei der Nutzung von SSE ist; der reguläre x87-Befehlssatz hätte hier wohl bessere Resultate bewirkt.

Ohnehin darf man vermuten, dass Rechner mit X86-CPUs mit dem hausgemachten Intel-FORTRAN-Compiler noch ein ganzes Stück besser abschneiden als bei Veritest beobachtet -- Dell benutzte Intels FORTRAN unter Windows XP, um eigene SPEC-Tests zu fahren. Kein Wunder, dass Dell und Apple mit ihren Abschätzungen, wie schnell das Dell-System rechnet, weit auseinanderliegen: Für einzelne Tests belaufen sich die Abweichungen auf 63 Prozent.

Apples Hardware-Marketingchef Greg Joswiak hat gegenüber Slashdot inzwischen Stellung zu den Vorwürfen genommen. Demnach hat man auf das Hyperthreading verzichtet, weil es die Performance andernfalls nicht gesteigert, sondern gesenkt hätte. Joswiak wies auch darauf hin, man habe sehr wohl SSE2-Opcodes beim Compilieren der Testsoftware angefordert. Ob der Entwicklungsstand des GNU-Compilers, der SSE nur auf experimenteller Basis unterstützt, dazu beigetragen hat, dass an Stelle von SSE2- teilweise auch SSE1-Opcodes eingebaut wurden, bleibt auch nach Joswiaks Äußerungen fraglich.

Letztendliche Klarheit über die Performance-Werte der neuen G5-Macs werden also erst unabhängige Tests bringen, wenn die Rechner von Apple ab August allgemein verfügbar sind. (hps)