AtheOS plus Linux gleich BeOS

Der Programmierer Bill Hayden hat die grafische Oberfläche des Multimediasystems BeOS auf einem Linux-Kernel zum Laufen gebracht.

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Von
  • Hans-Peter SchĂĽler

Der Programmierer Bill Hayden hat die grafische Oberfläche des Multimediasystems BeOS auf einem Linux-Kernel zum Laufen gebracht. Der Anhänger des Open-Source-Betriebssystems AtheOS hat dessen Application Server und Interface Kit unter dem Namen New AtheOS auf einen 2.4er Linux-Kernel aufgesetzt. Ähnlichkeiten der C++-Anwendungsschnittstellen und der gleichermaßen konsequente Einsatz von Prozess-Threads bei AtheOS und BeOS haben dazu geführt, dass Hayden binnen sechs Monaten ein System fertig stellen konnte, auf dem er BeOS-Applikationen rekompilieren und ausführen kann.

Ohne auf einen X11-Server zurück zu greifen will Hayden zahlreiche BeOS-Programme, darunter den CPU-Monitor Pulse, binnen Minuten portiert haben. BeOS-Deskbar und Tracker seien schwierige Fälle, räumt er ein, weil diese so ziemlich "jeden obsoleten und dämlichen BeOS-Konstrukt verwenden, den es gibt". Er sei mit deren Berücksichtigung fast fertig, aber er wolle seinen Code erst dann öffentlich zugänglich machen, wenn er diese beiden Programme problemlos kompilieren und installieren könne. Neben der Kompatibilität mit gcc 3.0 habe ihm besonders die Fähigkeit des 2.4er Linux-Kernels zum Node-Monitoring geholfen. Im übrigen habe er sich, wo immer er auf Unterschiede zwischen der AtheOS- und der BeOS-Denkweise gestoßen sei, zugunsten von BeOS entschieden. Hayden nennt das einen "Anti-Port": Wenn ein BeOS-Programm nach Kompilierung auf dem neuen System nicht läuft, ändert er nicht das Programm, sondern das System-API.

Die AtheOS-Gemeinde dürfte über die Aufspaltung der AtheOS-Entwicklungen in einen ursprünglichen und einen neuen Ast nicht nur begeistert reagieren: Ziehvater Kurt Skauen, der seit fünf Monaten eine schöpferische Pause einlegt, sieht sich als die alleinige Instanz zur Freigabe von AtheOS-Patches und -Neuerungen, ist hier aber unbeteiligt. Dagegen kann Hayden die Vorteile mehrerer OS-Welten vereinen: Die gute Treiber-Versorgung der Linux-Systemumgebung, die Unterstützung der beliebten BeOS-Oberfläche und deren Implementierung mit Hilfe der ebenfalls offenen AtheOS-Komponenten. Immerhin ist der AtheOS Application Server schon besser ausgereift als ähnliche Entwicklungen, die zum OpenBeOS-Projekt beitragen: Unter AtheOS kann man bereits jetzt einen Apache-Webserver mit PHP3- und Perl-Anwendungen betreiben. Und zusammen mit dem Linux-Kernel-Tree läuft das ganze jetzt auf Wunsch auch auf PowerPC. (hps)