Spyware-Hersteller Gator vor Gericht

Zehn Verlage verklagen den Anzeigenvermarkter Gator, dessen Software beliebige Webseiten mit den Popup-Bannern seiner Sponsoren überdeckt, wegen Verletzung ihres Copyrights.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Zehn US-Verlage verklagen den Anzeigenvermarkter Gator, dessen Software beliebige Webseiten mit den Popup-Bannern seiner Sponsoren überdeckt, wegen Verletzung ihres Copyrights. Die Kläger, darunter die New York Times, die Wasington Post sowie der Wirtschaftsdienst Dow Jones, beschrieben Gator in der am Dienstag eingereichten Klageschrift als "Parasiten im Web, der von ihrer harten Arbeit und ihren Investments schmarotzt."

Bereits im November hatte sich Gator nach einer Beschwerde des Interactive Advertising Bureau bereit erklärt, in Absprache mit Website-Betreibern neue Formen der Popup-Verteilung zu entwickeln, etwa um in Zukunft nicht weiterhin fremde Popups gezielt mit eigenen Bannern zu überdecken.

Die Gator-Software, die vordergründig Surfern beim Merken von Passwörtern und Ausfüllen von Formularen helfen will, findet in erster Linie Verbreitung als bezahlte, mehr oder weniger deutlich gekennzeichnete Dreingabe populärer Gratis-Programme. Mit diesem Geschäftsmodell trägt das Softwarehaus zwar zur Finanzierung zahlreicher Freeware-Autoren bei, steht aber im Verdacht, heimlich die Surf-Touren seiner Programmanwender zu überwachen. Darüber hinaus schädigt es zahlreiche Betreiber von Websites. Die Spyware sorgt nämlich dafür, dass beim Surfer vorrangig solche Anzeigen erscheinen, die zu dessen Interessengebieten passen. Folglich stehen die Chancen gut, dass etwa ein Auto-Interessent die Webseite von Ford besucht und dank Gator als erstes eine Popup-Werbung von Toyota zu sehen bekommt.

Pikanterweise soll dieses Argument jetzt aber nicht der Vielzahl potenziell geschädigter Firmen mit eigenem Web-Auftritt helfen, sondern dem beklagten Anzeigenvermittler. Gator-Chef Jeff McFadden bezieht nämlich den Standpunkt, die ganze Klage sei eigentlich grundlos; einer der Kläger habe sogar Anzeigen über Gator geschaltet, die über den Webseiten anderer Kläger auftauchen sollten. Die Äußerung soll wohl andeuten, die ganze Aktion sei nur ein Mittel, um der Konkurrenz die Unlauterkeit ihrer Werbemethoden vorzuhalten.

c't berichtet im Heft 15/02 (im Handel ab dem 15. Juli) schwerpunktmäßig über unliebsame Aktivitäten von Software-Trojanern nach dem Muster von Gator, und wie man sich dagegen schützt. (hps)