Bertelsmann: Ein Durchbruch für Napster

Der Bertelsmann-Chef betonte, ab dem 1. Juli werde Napster den kostenpflichtigen Service einführen und Lizenzen von EMI, Warner und BMG haben.

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Von
  • Jürgen Kuri

Warner und EMI als Retter der Allianz zwischen Bertelsmann und der Musiktauschbörse Napster? Fast sieht es so aus. Nachdem sich Warner Music, EMI und die Bertelsmann Music Group mit Real Networks zusammengetan haben, um eine Technik zum Rechtemanagement digitaler Inhalte zu vermarkten, freut sich Bertelsmann über einen Durchbruch für Napster. Die neuen Partner gründeten mit MusicNet eine Firma, die nicht exklusive Lizenzen ihrer Musiktitel vertreiben sollen – und die umstrittene Musiktauschbösre Napster ist der erste Lizenznehmer.

Nach Aussagen von Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff in einem Interview mit der FAZ wird Napster alle Musiktitel der drei Majors anbieten – und zwar ab dem 1. Juli, wenn die Tauschbörse ihren Abo-Service, über den nur noch lizenzierte Songs zu bekommen sein sollen, aktiviert habe. Dies stelle den Durchbruch für die Allianz dar, meinte Middelhoff. Nach seiner Ansicht verteilt sich der Markt für Online-Musik künftig auf zwei Parteien: MusicNet und damit auch Napster auf der einen, Sony und Vivendi mit ihrem gemeinsamen Projekt Duet auf der anderen Seite.

Allerdings werde MusicNet den Wettbewerb wegen seiner Großhandelsfunktion nicht beschränken, meinte Middelhoff. Er betonte außerdem, dass die Fusionsverhandlungen mit EMI "sehr gut laufen". "Wenn wir die Genehmigung für MusicNet bei den Kartellbehörden bekommen, dann haben wir eine Inhalte-Allianz zwischen AOL Time Warner und Bertelsmann/EMI."

Ob allerdings Napster eine Überlebenschance mit Lizenzen der drei Majors Warner, EMI und Bertelsmann Music Group hat, muss sich erst noch erweisen. Zumindest dürften die Befürchtungen von Bertelsmann, Napster könnte nach Einführung des kostenpflichtigen Abo-Dienstes durch das Fehlen von Lizenzen für Musiktitel völlig austrocknen, erst einmal beschwichtigt sein. Sollten sich allerdings Universal und Sony nicht dazu durchringen können, Napster ebenfalls Lizenzen zu erteilen, sieht die Zukunft von Napster immer noch recht düster aus. Ein gewisser Prozentsatz der bisherigen Napster-User dürfte auch einen kostenpflichtigen Service akzeptieren: Aber nur, wenn alle wichtigen Labels Lizenzen erteilen, sodass Zugriff auf ihre Songs über Napster möglich ist. Zumindest Universal hat aber nach der vollzogenen Übernahme durch Vivendi nicht mehr grundsätzlich etwas dagegen, mit Napster zusammenzuarbeiten. (jk)