SGI baut Supercomputer mit ATI-Grafikkarten

Grafikpionier SGI steigert die Leistung seiner Hochleistungs-Grafikcomputer für hochwertige Simulationen und VR-Installationen. In der Onyx4 UltimateVision kommen handelsübliche Grafikkarten von ATI zum Einsatz.

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Von
  • Manfred Bertuch

SGI bestückt schon seine Grafik-Workstations mit PC-Grafikchips und ersetzt jetzt auch in seiner neuen Highend-Linie Onyx4 UltimateVision die betagte Infinite-Reality-Grafik durch eingekaufte Technik. Der Markt für Highend-Visualisierung ist zu begrenzt, sodass sich für SGI die inzwischen mehrere 100 Millionen US-Dollar teure Entwicklung eigener Grafikprozessoren nicht mehr lohnt. Auch die Leistungsfähigkeit von PC-Grafik ist mittlerweile den Eigenentwicklungen weit überlegen. Während InfiniteReality4 lediglich 3 Millionen Polygone/s verarbeitet, erreicht ein ATI-Grafikchip rund 10 Millionen Polygone/s (immediate mode) oder gar 75 Millionen Polygone/s bei lokal gespeicherter Geometrie (display list mode). Zudem ist die Technik programmierbarer Funktionseinheiten -- so genannter Vertex- und Fragment-Shader -- für eine unbegrenzte Anzahl grafischer Effekte bei PC-Grafikchips am weitesten fortgeschritten. Dass SGI sich nicht für Nvidia-Grafikchips entschied, erklärt sich wohl mit der frühen Verfügbarkeit des Radeon 9700 und dessen besserer Antialiasing-Qualität, die für großflächige Projektionen wichtig ist.

Da die Grafikkarten über 256 MByte lokalen Speicher verfügen, sind jetzt pro Pipeline nicht mehr 1 GByte, sondern nur noch rund 200 MByte lokale Texturkapazität verfügbar. Dafür ist ein Onyx4-System aber in der Lage, die Grafikleistung pro Projektionsfläche zu skalieren. Mehrere Grafikkarten beziehungsweise Grafik-Pipelines lassen sich beispielsweise verschiedenen Bereichen einer Projektionsfläche zuordnen, wodurch sich die Bildaufbaugeschwindigkeit (Füllrate) erhöht. Mehrere Pipelines kann man aber auch auf ein und dieselbe Fläche schalten, um beispielsweise höhere Antialiasing-Modi oder eine größere Textur-Kapazität etwa für das Volumen-Rendering zu erreichen. Möglich macht dies ein Compositor, der die Ausgangssignale von bis zu vier Grafikkarten zusammenführen kann. Durch Kaskadierung mehrerer Compositor lassen sich auch noch mehr Pipelines zusammenschalten. Programmierbare Shader unterstützt SGI mit OpenGL Performer 3.1.

Durch den Wechsel zu preiswerter und hochintegrierter PC-Technik ist SGI in der Lage, eine Konfiguration mit 2 CPUs (MIPS R16000) und 2 Grafik-Pipes in einem kompakten Rackmount zu Preisen ab 45.000 US-Dollar anzubieten. Eine mittlere Konfiguration mit 8 CPUs und 4 Grafikpipes liegt bei 135.000 US-Dollar und ein System mit 32 CPUs und 16 Grafikpipes listet SGI noch für unter 500.000 US-Dollar. Die maximale Standard-Konfiguration umfasst 64 Prozessoren, 32 Grafikpipes und 128 GByte Speicher. SGI betont ein gegenüber dem Vorgänger 40-mal besseres Preis-/Leistungsverhältnis, da auch die Leistung fünfmal höher liege. SGI reagiert mit der Onyx4-Linie auf die zunehmende Konkurrenz durch Linux- oder Windows-Cluster, mit denen sich ebenfalls leistungsfähige VR-Installationen für Forschung und Produkt-Design aufbauen lassen, die aber um Größenordnungen unter den ehemals von SGI verlangten Preisen liegen. SGI weist darauf hin, dass eine Onyx4 einfacher zu administrieren sei und die Latenz-Probleme eines Clusters nicht kenne. Im Gegensatz zu einem über Ethernet vernetzten Cluster basieren die Onyx-Systeme auf einer Shared-Memory-Multiprozessor-Architektur (NUMA -- Non-Uniform Memory Access) mit einer um den Faktor 100 niedrigeren Latenz.

SGI löst außerdem seine Grafikworkstation Octane2 durch Tezro ab. Sie soll ein etwa dreimal besseres Preis-/Leistungs-Verhältnis als die Octane2 bieten und ist mit maximal vier R16000-Prozessoren mit jeweils 4 MByte Level-2-Cache (full speed) und 700 MHz Taktgeschwindigkeit erhältlich. Die höhere Leistung verdankt sie vor allem ihrer Speicherbandbreite, die mit 3,2 GByte/s etwa dreimal höher liegt als bei der Octane2. Als Grafik kommt nach wie vor die Vpro-V12 zum Einsatz. SGI will sie im nächsten Jahr ebenfalls gegen einen schnelleren ATI-Chip mit programmierbaren Shadern austauschen. Tezro ist ab August zu Preisen ab 21.500 US-Dollar erhältlich. (Manfred Bertuch) / (jk)