Spekulation um Übernahme durch Viacom treibt Yahoo-Kurs
Nach der Fusion von AOL und Time Warner geraten die übrigen Medienkonzerne, darunter auch Viacom, immer stärker unter Druck.
Spekulationen, der Mediengigant Viacom könnte das Internet-Portal Yahoo übernehmen, bereiteten zumindest den Aktionären von Yahoo Freude: Die Aktien von Yahoo stiegen am gestrigen Mittwoch im normalen Handel um 10,5 Prozent auf 30,25 US-Dollar. Im nachbörslichen Handel legten sie noch einmal leicht um einen halben Prozentpunkt zu.
Nachdem die Mega-Fusion zwischen AOL und Time Warner endlich glücklich über die Bühne ist, geraten nach und nach die anderen Medien-Konzerne und größeren Internet-Anbieter unter Druck. Viele Beobachter sehen die Gefahr, dass der neue Gigant mit seiner kombinierten Macht aus weltgrößtem Online-Dienst, riesigem Medienangebot und Zugangsnetzen wie etwa Time Warners Kabelnetz der Konkurrenz das Wasser abgraben könnte. Bertelsmann ist schon eifrig dabei, sich mit Kooperationen, beispielsweise mit Terra/Lycos oder dem Einstieg bei Napster, neue Felder zu erschließen, hat aber auch noch gute Kontakte zu AOL. Viacom, zu dem als drittgrößtem Medienkonzern der Welt beispielsweise Paramount, CBS, MTV und VH1 gehören, steht da etwas außen vor – kein Wunder, dass der Konzern immer wieder mit Bemühungen in Verbindung gebracht wird, sich eine bessere Position im Internet und gegen AOL/Time Warner zu verschaffen.
Allerdings sind, sollten die Spekulationen über eine Übernahme von Yahoo durch Viacom überhaupt Substanz haben, keine baldigen Ergebnisse zu erwarten. Analysten in den USA gehen davon aus, dass Yahoo wohl kaum einem schnellen Verkauf zustimmen würde – die Schwierigkeiten, die AOL und Time Warner mit den Wettbewerbshütern hatten, sprechen schließlich auch dafür, eine Fusion oder Übernahme recht genau zu planen. Wenn Yahoo eine Abteilung von Viacom würde, könnte dies zudem einige Nachteile für den Internet-Anbieter haben: Andere Medienunternehmen als Viacom dürften dann kaum großes Interesse haben, mit Yahoo zu kooperieren.
Sowohl Yahoo als auch Viacom weigerten sich bislang, eine Stellungnahme zu den Spekulationen abzugeben. Vor einigen Tagen erklärte Yahoo-Chef Tim Koogle allerdings in einem Interview, er habe nicht die Absicht, Yahoo "in absehbarer Zeit" zu verkaufen. (jk)