AMD in Dresden: "Erwartungen sogar übertroffen"

Im Jahr 1997 wurde mit dem Bau der Chip-Fabrik FAB 30 begonnen, heute gilt die sächsische Stadt Dresden bereits als "Silicon Saxony".

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Von
  • Renate Grimming
  • dpa

Im Jahr 1997 wurde mit dem Bau der Chip-Fabrik FAB 30 begonnen, heute gilt die sächsische Stadt Dresden bereits als "Silicon Saxony". Und noch heute weiß der US-amerikanische Chiphersteller AMD zu schätzen, dass nach eingehender Analyse des Umfeldes im Jahr 1995 die Wahl auf den Standort Sachsen gefallen war. "Unsere Erwartungen sind sogar noch übertroffen worden", sagt Hans Deppe von AMD Deutschland.

AMD hält mit seiner Produktion an Mikroprozessoren derzeit nach eigenen Angaben einen Anteil von 20 Prozent am Weltmarkt, Marktforscher sprechen von 17,2 Prozent. Mittlerweile werden alle hochwertigen Prozessoren wie die Athlon-Serie ausschließlich in Dresden gefertigt -- nur die weniger aufwendige Produktion der Flash-Speicher, die zum Beispiel in Mobiltelefonen zum Einsatz kommen, findet noch in den USA statt. Mit einer Investitionssumme von weit über zwei Milliarden Dollar ist die AMD Saxony, zu der die Chipfabrik sowie das Entwicklungszentrum Dresdner Design-Center gehören, eines der größten US-Projekte der 90er Jahre in Deutschland. Die AMD FAB 30 in Dresden gilt derzeit als eines der modernsten Halbleiterwerke der Welt.

Die Kritik mancher Unternehmen am "Standort Deutschland" kann Deppe dennoch zum Teil gut nachvollziehen. "Im Detail muss man aber von Branche zu Branche differenzieren." Um die Investitionsbereitschaft der Unternehmen generell zu fördern, müssten aber in jedem Fall Reformen auf den Weg gebracht werden, sagt Deppe. So sei eine Flexibilisierung in der Arbeitsgesetzgebung etwa durch Zeitverträge oder verbesserte Rahmenbedingungen überfällig. "Auf die deutsche Arbeitsgesetzgebung werde ich auch von den Amerikanern immer wieder angesprochen", sagt Deppe. Die Reformvorschläge der Agenda 2010 seien aber ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Die Situation am "Standort Deutschland" lässt sich nach Einschätzung von Deppe nicht verallgemeinern. So gebe es zum Beispiel zwischen Sachsen und Ländern in Westdeutschland erhebliche Unterschiede. "Bürokratie haben wir hier wirklich nur im positiven Sinne erlebt, etwa wenn es um Genehmigungsverfahren oder den Bau der Fabrik ging", sagt Deppe. Das politische und wirtschaftliche Umfeld habe sich als erstaunlich technikfreundlich erwiesen. Wo andernorts erst einmal nach möglichen Risiken gefragt wird, habe das Land in erster Linie seine großen Chancen erkannt. "Das habe ich im Westen noch nicht erlebt."

Mehr als 40 Prozent der AMD-Mitarbeiter in Dresden verfügen über einen Hochschulabschluss. Als enormen Vorteil des "Standorts Dresden" nennt Deppe das Engagement, die Ausbildung und die große Motivation der heute rund 2.000 Mitarbeiter. "Das kann man gar nicht deutlich genug betonen." Die schulische und universitäre Landschaft sei mit der TU Dresden, vielen mittelgroßen Fachhochschulen in der Umgebung und einer internationalen Schule, die auch von Kindern amerikanischer Eltern besucht wird, vorbildlich.

Bei der Werksgründung hatte AMD als amerikanisches Unternehmen sehr viel Wert auf den technischen und kulturellen Austausch der deutschen und amerikanischen Mitarbeiter gelegt. Eine Kernmannschaft von damals rund 200 Mitarbeitern reiste deshalb zum Teil mit der ganzen Familie für bis zu 18 Monate in die USA. "Das war eine große Investition, die sich aber ausgezahlt hat", sagt Deppe. "Wir haben bei der Vielzahl von ausgebildeten Informatikern, Chemikern und Physikern in wesentlich höherem Maß als ursprünglich geplant integrierte Entwicklungseinheiten aufbauen können", sagt Deppe. Aber selbst die nicht-akademischen Mitarbeiter, die zuvor zum Teil über längere Zeit arbeitslos gewesen waren, seien heute in hohem Maße motiviert. Die große Leistungsbereitschaft gleiche vielfach die im internationalen Vergleich zum Teil höheren Kosten aus. "Wir müssen um den Faktor, den wir teurer sind, einfach besser sein." (Renate Grimming, dpa) / (jk)