WWL Internet: Die nächste Bruchlandung nach spektakulärem Höhenflug

Zu Beginn standen hochfliegende Börsenpläne des Internet-Dienstleisters, drei Jahre später ist daraus eine schmerzhafte Bruchlandung geworden.

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Von
  • Stephan Maurer
  • dpa

Zu Beginn standen hochfliegende Börsenpläne, drei Jahre später ist daraus eine schmerzhafte Bruchlandung geworden: Der Nürnberger Internet-Dienstleister WWL Internet hat am Montag Insolvenzantrag gestellt. An der Börse notierte der einstige Börsenliebling am Montag mit gerade noch neun Cent.

WWL Internet war zu Beginn eine Erfolgsstory à la Amerika. Ein paar Studenten aus Erlangen entwickelten 1995 ein selbst programmiertes Shop-System fürs Internet und boten es dem Versandhandel Quelle an. Vier Jahre später hatte WWL Internet schon 130 Mitarbeiter, nannte sich "Pionier des Electronic Commerce in Deutschland" und konnte auf Großkunden wie Siemens verweisen. Internet-Boom und Neuer-Markt-Euphorie spülten das junge Unternehmen, das "alle Dienstleistungen für einen erfolgreichen Auftritt im World Wide Web" anbot, nach oben.

Im Juli 1999 stand der Börsengang an. Die Nachfrage war groß: Bei einem Ausgabepreis von 15,50 Euro stiegen die Aktien bei der Erstnotierung am Neuen Markt sofort auf 30 Euro. WWL Internet expandierte, gründete Niederlassungen, kaufte zu und wurde zur zweitgrößten deutschen Internet-Agentur. Anfang 2000 war der Höchstkurs erreicht: 51 Euro.

Doch Gewinn sprang trotz kräftiger Umsatzzuwächse von Anfang an nicht heraus. Im Gegenteil, WWL Internet sackte immer tiefer in die roten Zahlen: 27,2 Millionen Euro waren es im Jahr 2000, eineinhalb Mal mehr als der Umsatz. Vorstandschef Patrick Palombo räumte seinen Stuhl. Trotz hartem Sanierungskurses blieb auch 2001 bei zwölf Millionen Euro Umsatz ein Minus von 14 Millionen Euro.

Die "anhaltende Investitionszurückhaltung bei E-Business-Projekten" ließ das Unternehmen immer weiter schrumpfen. Im ersten Halbjahr 2002 machte WWL Internet nur noch 3,3 Millionen Euro Umsatz. Und die Talfahrt am Neuen Markt riss die Internet-Agentur in die Tiefe. Bis zum Jahresende 2000 stürzte der Kurs auf fünf Euro ab. Geblieben sind nun noch neun Cent. Die Aktionäre haben ihr gesamtes Geld verloren. (Stephan Maurer, dpa) (jk)