Bewegung im Nahost-Mobilfunkmarkt

Die Mobilfunkbranche im Nahen Osten ist dieser Tage deutlich in Bewegung geraten; auch ausländische Konzerne entdecken einen Markt, dem offensichtlich ein Boom bevorsteht.

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Die Mobilfunkbranche im Nahen Osten ist dieser Tage deutlich in Bewegung geraten. Der Dubaier Satellitentelefon-Netzbetreiber Thuraya hat Investitionen im Irak angekündigt. MTC Vodafone hat die zweite GSM-Lizenz in Bahrain erhalten. Vodafone hilft Vivendi Universal bei der Schuldentilgung durch die Übernahme eines Eigentumsanteils an Vodafone Egypt, während die Nahost-Abteilung des Wireless Application Providers Acotel einen sudanesischen SMS-Kontrakt an Land ziehen konnte.

Nachdem die USA das Handy-Verbot im Irak wieder aufgehoben haben, verdienen sich manche Iraker damit eine goldene Nase. Sie vermieten Thuraya-Satellitentelefone für zehn US-Dollar pro Minute, zahlen aber maximal 1,5 US-Dollar an Thuraya. Durch die Bombardierung auch der zivilen Telefonvermittlungsstellen gibt es praktisch kein funktionierendes Telefonnetz im Irak, gleichzeitig wollen aber viele Menschen Angehörige kontaktieren, um ihr Überleben zu bestätigen. Nur in der kurdischen Stadt Sulaymaniyah und ihrer Umgebung gibt es ein GSM-Netz. Thuraya will schnell auf die Situation reagieren und plant, im ganzen Irak Callcenter und Telefonzellen zu errichten. Sobald die Einrichtungen aufgebaut sind, sollen auch die Tarife gesenkt werden. Dann dürfte den gegenwärtigen Wucherern, die für wenige Minuten ganze Monatslöhne kassieren, ihr Geschäft wegbrechen.

Ebenfalls gute Nachrichten gibt es für Handyuser im Königreich Bahrain. Die Telecommunication Regulatory Authority hat die zweite GSM-Lizenz an den kuwaitischen Vodafone-Partner MTC Vodafone vergeben. Praktisch gleichzeitig hat der gegenwärtige Monopolist Bahrain Telecommunications seine GSM-Tarife um 35 Prozent gesenkt und Stellenabbau angekündigt. Während die Vodafone-Gruppe an MTC Vodafone keine Anteile hält, wurde der Anteil am ägyptischen Netzbetreiber Vodafone Egypt auf 67 Prozent gesteigert. Vodafone hat dem hoch verschuldeten Konzern Vivendi Universal seinen Anteil von sieben Prozent um 48 Millionen Dollar abgekauft. Die Genehmigung der Aufsichtsbehörde steht noch aus.

Während sich der europäische Mobilfunk-Markt nach einigen von starkem Wachstum und diversen Eigentümerwechseln gekennzeichneten Jahren nun auf UMTS-Rollouts konzentriert, scheint der Boom im Nahen Osten erst bevorzustehen. In vielen Märkten gibt es noch Monopole und relativ geringe Versorgung. Entsprechend engagiert sich Acotel auch in der Region und hat Anfang Februar den in Dubai und Amman beheimateten Mobilfunkanbieter info2cell für zwölf Millionen US-Dollar komplett übernommen. Mit dem kürzlich bekannt gegebenen Vertrag über die Lieferung eines modernen SMS-Centers an den sudanesischen Netzbetreiber MobiTel beginnt sich das Engagement für Acotel Middle East bereits auszuzahlen. Mobitel, im Eigentum der mehrheitlich staatlichen Sudatel und von MSI Cellular, hatte per 1. April 255.000 Kunden -- versorgt aber bereits 13 Städte mit zusammen über 18 Millionen Einwohnern. Das bisherige SMSC ist dem erwarteten Userwachstum nicht gewachsen. Übrigens: Die diplomatische Vertretung des sudanesischen Militärregimes in den USA spricht bereits von der "Telekom-Revolution im Sudan". (Daniel A. J. Sokolov) / (jk)