Microsoft Deutschland trennt sich von Hunzinger [Update]

Einen Zusammenhang zu den jüngsten Polit-Skandalen um den PR-Berater, der in Berlin Lobby-Arbeit für Microsoft betrieb, gibt es laut dem Software-Konzern nicht.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Bad news is good news" -- der alte Spruch von PR-Beratern gilt offensichtlich nicht für die PR-Berater selbst, denn PR- und Lobbying-Experte Moritz Hunzinger etwa verliert anscheinend einige Kunden, nachdem er in die (negativen) Schlagzeilen geriet. Nun trennt sich auch Microsoft Deutschland von der Hunzinger Public Relations GmbH -- will aber offiziell einen direkten Zusammenhang zum aktuellen Hunzinger-Skandal nicht herstellen: "Microsoft überprüft seine Agenturbeziehungen in regelmäßigen Abständen unabhängig vom tagesaktuellen Geschehen. Im Zuge dieser Überlegungen hat sich das Unternehmen im Juni entschieden, künftig mit den Experten von ECC, die über eine hervorragende Reputation verfügen, zusammenzuarbeiten", erklärte der Software-Konzern laut dpa.

Die deutsche Niederlassung von Microsoft habe statt Hunzinger PR die Agentur ECC Public Affairs "mit ihrer Kommunikationsstrategie gegenüber politischen Entscheidungsträgern" beauftragt, teilte das Unternehmen mit. Die aktuelle Budgetvergabe sei nach einem Agenturwettbewerb erfolgt, der im Juni stattgefunden habe. Der Vertrag mit Hunzinger laufe "planmäßig zum 31. Juli 2002 aus". Die ECC Public Affairs ist die Politikberatung innerhalb der European Communications Consultants Gruppe (ECC) und verfügt über Büros in Berlin, Brüssel, Budapest, Düsseldorf und Wien.

Hunzinger PR ist eine Tochtergesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit der Hunzinger Information AG. Hunzinger war im Zusammenhang mit Zuwendungen an den zurückgetretenen Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD), einem zinsgünstigen Kredit für den Grünen-Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir sowie Spenden an die CDU/CSU ins Rampenlicht geraten. In der Öffentlichkeit führten die Ereignisse um Rudolf Scharping, dessen Rücktritt durch einen Bericht des stern über finanzielle Verbindungen zu Hunzinger ausgelöst wurde, zu einer heftigen Diskussion um die Rolle von Lobbyisten und PR-Beratern in der deutschen Politik.

Hunziger führte im Auftrag des Softwarekonzerns auch eine umstrittene Kampagne für den Einsatz von Microsoft-Produkten im Deutschen Bundestag, die sich vor allem gegen den Einsatz des freien Betriebssystems Linux im Parlament richtete. Die Kampagne, zu der auch direkte Anschreiben an einzelne Abgeordnete gehörten, konnte aber den Einsatz von Linux im Bundestag zumindest nicht vollständig verhindern. Der Etat von Microsoft für die Polit-PR durch Hunzinger war nach Angaben der Agentur vom September 2001 mit einem siebenstelligen DM-Betrag dotiert. (jk)