Telekom will höhere Grundgebühr für analogen Telefonanschluss
Die Katze ist aus dem Sack: Kunden der Telekom mit einem analogen Telefonanschluss werden künftig knapp zwei Euro mehr Grundgebühr zahlen müssen.
Die Katze ist aus dem Sack: Kunden der Telekom mit einem analogen Telefonanschluss sollen künftig knapp zwei Euro mehr Grundgebühr zahlen müssen. Einen entsprechenden Antrag reichte der Konzern am Mittwoch bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) ein. Danach verlangt der Bonner Riese für den analogen T-Net-Anschluss monatlich brutto 15,66 Euro statt bisher 13,72 Euro. Nicht betroffen sind die ISDN-Anschlüsse. Auch die einmaligen Bereitstellungs- und Übernahmeentgelte sollen sich erhöhen.
Branchenkenner erwarten, dass die Anpassungen nach der Genehmigung durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post schon im September in Kraft treten können. Den Vorwurf, bei den Kunden werde nur abkassiert, weist die Telekom zurück: "Wir reagieren auf den Druck der Regulierungsbehörde und der Europäischen Union", erklärte ein Konzernsprecher. Durch die Erhöhung fließen der Telekom rein rechnerisch immerhin rund 700 Millionen Euro zusätzlich in die Kasse. Was davon aber übrig bleibt, ist durch Einnahme-Einbußen im Zuge von Tarifsenkungen, einer verstärkten Nutzung der freien Betreiberauswahl im Ortsnetz (Call-by-Call) oder Kundenwechsel schwer kalkulierbar.
Der eigentliche Anlass für eine Anhebung der Grundgebühr war ein Bußgeldbescheid: Mitte Mai 2003 hatte die EU-Kommission der Telekom wegen Wettbewerbsbehinderung im Ortsnetz eine Strafe aufgebrummt. Die Brüsseler Wettbewerbshüter monierten den zu geringen Abstand zwischen dem Mietpreis für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) und dem Endkundenpreis. Darauf hin hatte die Regulierungsbehörde das bereits beschlossene Preisfestsetzungsverfahren für 2003 noch einmal geöffnet. Praktisch alle Tarifänderungen muss die Telekom nämlich von der obersten Aufsichtsbehörde über den deutschen Telekom-Markt absegnen lassen. Damit wurde dem Marktführer im laufenden Jahr gestattet, die Preise anzupassen. Ziel war es, das von der Behörde ermittelte Anschlussdefizit von gut 600 Millionen Euro zu beseitigen.
Als Gegenleistung für die Erhöhung der Grundgebühr hält die Telekom ihren Kunden ein Bonbon bereit: Im Schnitt sollen die Preise im Ortsnetz um knapp fünf Prozent sinken. Erreicht wird dies durch eine Ausweitung der unterschiedlichen Taktung in den Nebenzeiten.
Bei den Telekom-Konkurrenten stoßen die Pläne des Marktführers indes auf strikte Ablehnung. Der Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), Jürgen Grützner, sprach ebenso von Kunden-Abzocke wie Manfred Rühl, Vorstandsmitglied des Deutschen Verbandes für Post und Telekommunikation. Nicht die Grundgebühr müsse erhöht, sondern die Vorprodukte müssten billiger werden. Auch der Abstand zwischen dem Endkundenpreis und dem Mietpreis für die Teilnehmeranschlussleitung sei unzureichend. Grützner: "Der Preisabstand ist immer noch nicht groß genug." Die Telekom müsse ihren Konkurrenten kostengerechte Angebote machen und dürfe nicht weiter quer subventionieren, sagt Rühl.
Betroffen von der Erhöhung der Grundgebühr sind vor allem Wenig-Telefonierer. Da sie selten zum Hörer greifen, können sie die zusätzlich entstandenen Ausgaben nicht durch günstigeres Telefonieren im Ortsnetz ausgleichen. Doch die bisherige Grundgebühr hält die Telekom für "historische Altlasten": Der Anschlusspreis sei nie wirtschaftlich gewesen. (Peter Lessmann, dpa) / (jk)