20 Jahre Microsoft Deutschland

Mit 400 geladenen Ehrengästen feiert die deutsche Microsoft GmbH zusammen mit Firmengründer Bill Gates am heutigen Dienstagabend ihr zwanzigjähriges Bestehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 265 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit 400 geladenen Ehrengästen feiert die deutsche Microsoft GmbH am heutigen Dienstagabend ihr zwanzigjähriges Bestehen. Der Termin des Feiertages ist durch den Umstand gegeben, dass Bill Gates auf dem Rückweg vom Weltwirtschaftsforum in Deutschland Station macht -- unter anderem, um erneut die Road-Ahead-Preise für Internet-Auftritte von Schulen zu verleihen, aber eben auch, um mit seinen deutschen Kollegen ein bisschen zu feiern. Das historisch korrekte Datum des Jubiläums von Microsoft Deutschland ist der 4. Mai 1983, an dem Microsoft sein Büro mit sieben Mitarbeitern in Unterhaching eröffnete. Die Gründung der deutschen Microsoft wurde seit November 1982 betrieben, wobei die ersten Mitarbeiter in den Büros von Zilog Unterschlupf fanden. Heute beschäftigt Microsoft Deutschland 1.300 Mitarbeiter und ist die größte europäische Auslandstochter des Redmonder Software-Konzerns. 1983 soll der Umsatz 5 Millionen Mark betragen haben -- wie viel in Deutschland heute umgesetzt werden, weist der Konzern in seinen Quartalszahlen nicht aus.

Christian Wedell, der damals mit dem Aufbau der Niederlassung beschäftigt war, erinnert sich im Interview mit heise online an die Killerapplikationen, mit denen Microsoft ins Geschäft kam: "Die ersten 'Hot Products' waren damals Multiplan für Apple II -- bemerkenswerterweise vor allem die deutschen Versionen dazu -- und die für Multiplan auf dem Apple II entwickelten Finanzapplikationen Multitool Project und Multitool Financial Budget." Der Durchbruch kam dann mit dem Betriebssystem DOS: "Der größte Deal war ganz klar die OEM-Lizenz für Betriebssysteme und Applikationen mit der Siemens AG, die schlagartig einen Scheck über eine Million US-Dollar in die Kasse brachte", erzählt Wedell. Während sein Bruder in das Geschäft mit Unix einstieg, machte sich der zähe Verkäufer daran, das Microsoft-Modell zu propagieren: "Wir wurden in Europa als Garagenfirma angesehen und nicht ernst genommen. Es gab keine Distributionskanäle für Software, Unternehmen hatten keine Absicht, PCs einzuführen und überhaupt war es damals eigentlich noch nicht so recht vorstellbar, ob Software als Lizenz im Paket in Deutschland -- oder anderswo in Europa -- vermarktbar war. Es war also Aufbauarbeit, Stein auf Stein. Geholfen haben vor allem die innovativen Mitarbeiter der Unternehmen, die sich PCs anschafften, nicht die IT-Abteilungen."

Im Rückblick erzählt Christian Wedell von einer längst vergangenen Welt, wenn er die Microsoft-Konkurrenz der ersten Jahre Revue passieren lässt: "Lotus war damals sicher der Angstgegner bei den Applikationen, bei der Textverarbeitung natürlich Wordperfect und bei den Datenbank-Betriebssystemen war es Ashton Tate. Für viele im Markt war immer die Frage, wie lange Microsoft der beste Freund von IBM bleiben würde, oder ob sich da nicht doch noch eine zweite Chance für Digital Research ergeben würde." Hätte sich IBM nachträglich für das Betriebssystem CP/M von Digital Research entschieden, hätte niemand einen Pfifferling auf Microsoft gegeben.

Im Unterschied zu allen anderen Niederlassungen von Microsoft konnte die deutsche Dependance eigene Werbestrategien entwickeln, die nicht in Redmond genehmigt werden mussten. So entstand der Slogan "Software mit Zukunft" und das Microsoft-Logo mit einer Sonne im ersten o, wie Christian Wedell erklärt: "Das Logo 'Software mit Zukunft' haben wir in München erfunden, weil wir fest an den langfristigen Erfolg der Company geglaubt haben. Wir glaubten daran, dass sich die Produkte wie MS-DOS, Windows, Word, Excel und so weiter durchsetzen werden -- auch wenn es Version 3.0, 4.0, 5.0, ... brauchen würde!"

Zu den Feierlichkeiten aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Microsoft-Dependance in Deutschland siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)