17C3: Betaversion von GnuPG für Windows angekündigt

Die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Windows-Version der Verschlüsselungssoftware "Gnu Privacy Guard" soll im Frühjahr veröffentlicht werden.

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"Die Windows-Version von GnuPG ist so gut wie fertig", verkündete Werner Koch auf dem 17. Chaos Communication Congress in Berlin. Auch die grafische Benutzeroberfläche für Unix, Linux und Windows sei "zu 75 Prozent" einsatzbereit, freute sich der Düsseldorfer Programmierer. Im Januar rechnet er mit der Bereitstellung einer Demoversion, im Frühjahr mit einem vollen Release.

Das Verschlüsselungsprogramm Gnu Privacy Guard gilt als Vorzeigeprojekt der deutschen Free-Software-Gemeinde. Es dient als Alternative zu Phil Zimmermanns PGP, dem Kritiker eine zu enge Ausrichtung an den Bedürfnissen der amerikanischen Unternehmenswelt sowie der Regierung vorwerfen. Vorbehalte gibt es gegen PGP vor allem, weil die Software in ihren jüngsten Versionen einen automatischen Mechanismus für das Erstellen von Nachschlüsseln enthält und nicht von Anfang an als Open-Source-Projekt mit offenen Quelltexten entwickelt wurde.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat Ende vergangenen Jahres einen Zuschuss für die Weiterarbeit an GnuPG, das momentan nur für Linux und ein paar Unix-Varianten verfügbar ist, in Höhe von 275.000 Mark zur Verfügung gestellt. "In den entsprechenden Referaten hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass Sicherheit auf offenen Quellen beruht", sagte Koch. Bei Open-Source-Projekten seien Sicherheitslücken schneller zu entdecken und zu beseitigen als bei proprietärer Software. "Auflage" des Ministeriums sei gewesen, die Portierung auf Windows vorzunehmen, Mailer-Plug-ins für Programme wie Outlook oder Eudora zu entwickeln, ein deutsches Handbuch zu schreiben sowie das Produkt auch entsprechend zu vermarkten.

Alle diese Ziele seien mit der Förderungssumme bisher allerdings nicht zu erreichen gewesen, gab Koch zu. Probleme habe es vor allem gegeben, da das Microsoft-Betriebssystem in Hacker- und Programmiererkreisen einfach nicht attraktiv sei und sich "erst jetzt Freiwillige aus der Open-Source-Szene finden, die mitarbeiten". Normal bezahlte Programmierer seien aus dem Fördergeld einfach nicht zu finanzieren gewesen. Ungeahnte Schwierigkeiten hätten sich zudem bei der Entwicklung von Plug-ins für Microsoft Outlook ergeben: Koch bastelt deswegen jetzt an einem eigenen, GnuPG kompatiblen Mailprogramm für Windows, das einfacher zu programmieren sei als die Outlook-Zusätze. Der Programmierer ist zuversichtlich: "Wir werden in Bälde etwas haben, mit dem man sinnvoll unter Windows verschlüsseln kann."

Beim Bielefelder Netzkünstler und Hacker padeluun erweckten die Ausführungen Kochs allerdings den Eindruck, als ob man in der Szene nur halbherzig an der ungeliebten Windows-Portierung arbeite. Er bedauerte, dass die Entwicklung vernünftiger Programme für Windows anscheinend durch den andauernden "Religionskrieg" zwischen Linux- und Microsoft-Anhängern behindert werde.

Konkret warf padeluun Koch vor, ihm ein komplettes Angebot zur Programmierung der Windows-Version von GnuPG geschickt zu haben, das allerdings auf keine Reaktion gestoßen sei. Koch konnte sich jedoch nur daran erinnern, dass padeluun ihm einmal Programmierer mit 300 Mark Stundenlohn angeboten hatte, was bei dem begrenzten Budget eine Sache der Unmöglichkeit gewesen sei. (Stefan Krempl) / (jk)