Intel Developer Forum: Schneller, kleiner, ohne Kabel

Intel zeigt auf dem in München stattfindenden Entwicklerforum neue Batterie-Techniken und will weitere Details zum nächsten Mobil-Prozessor "Banias" enthüllen.

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Von
  • Daniel Lüders

Schon im Vorfeld der am 28. und 29. Mai in München stattfindenden europäischen Ausgabe von Intels Entwickler-Konferenz IDF (Intel Developer Forum) zeigte der Chip-Riese einigen handverlesenen Journalisten, was die etwa 1000 geladenen Entwickler und Gäste in den nächsten zwei Tagen und den Anwender in den kommenden Jahren erwartet. Steve Brown, weltweiter Manager des IDF, betonte, dass der Schwerpunkt dieser Konferenz in Kommunikation und drahtloser Technik liege, da Europa auf diesem Gebiet mittlerweile die führende Stellung weltweit einnimmt.

Drahtlose Technik, das heißt nicht nur drahtlos ins Netz gehen. Auch in Punkto Akku-Technologie will der Konzern laut Brown mehr Forschungsarbeit stecken, sodass auch das lästige Aufladen des mobilen PCs per Stromkabel seltener nötig ist. Ob der Konzern damit wirklich auf neue Techniken wie die Brennstoffzelle oder eher die auf Verbesserung bewährter Akkus setzt, wollte man heute noch nicht verraten. Brown versprach aber für die nächsten zwei Tage neue Ankündigungen auf diesem Gebiet.

Aber auch das drahtlose Netzwerk soll nach Intels Willen schneller werden. Nachdem der WLAN-Standard IEEE 802.11b mit seinem maximal möglichen Datendurchsatz von 11 MBit pro Sekunde auch hierzulande immer mehr Freunde findet, liegt für Intel der 54 MBit/s schnelle drahtlose IEEE-Standard 802.11a schon in greifbarer Nähe. Nur mit der Zulassung in einigen Ländern -- unter anderem auch Deutschland -- hapert es noch. Als erste europäische Staaten haben die Niederlande und Grossbritannien ihre Zustimmung zu 802.11a gegeben. Auf dem IDF kann man den neuen Standard in einem Testnetzwerk aber schon einmal ausprobieren: Intel hat sich eigens für die Veranstaltung eine Sondergenehmigung erteilen lassen. Über den Kurzstecken-Funkstandard Bluetooth verlor bisher niemand auch nur ein einziges Wort, was befremdend erscheint, da Intel einst einer der grossen Befürworter der langsameren aber stromsparenden Technik war.

Bisher waren Intels mobile Prozessoren immer nur stromsparende Versionen ihrer Desktop-Varianten und wurden dann mit einem neckischen "M" für Mobile versehen. Nun will Intel eine erste Demo-Plattform mit dem ersten speziell für mobile PCs entwickelten Prozessor mit dem Codenamen "Banias" vorstellen. Der sparsame Rechenkünstler soll zwar nicht ganz so schnell wie seine bisherigen mobilen Brüder arbeiten, dafür aber wesentlich weniger Strom brauchen. Bis zur Serienreife soll es noch etwa ein halbes Jahr dauern.

Auch für den Desktop-Bereich hatte Intel ein paar Neuigkeiten parat: So soll der Nachfolger des aktuellen Pentium-4-Kerns Northwood mit Codenamen Prescott bereits im zweiten Quartal des nächsten Jahres zu haben sein. Er soll der erste Desktop-Prozessor sein, den Intel in einem 90-nm-Prozess fertigen will. Intel betonte, dass Prescott ein 32-Bit-Prozessor sei und dass der Itanium 2 die 64-Bit-Lösung bleibe. Bisher halten sich Gerüchte, dass Intel den Prescott mit der Befehlssatzerweiterung Yamhill ausrüsten möchte. Yamhill soll zu AMDs 64-Bit-Befehlssatzerweiterung x86-64 kompatibel sein, die ein wesentlicher Bestandteil der Prozessoren der Hammer-Familie sind. Ob Intels Aussage nun heißt, dass der Prescott ohne Yamhill kommt oder dass Intel Yamhill nur nicht als echten 64-Bit-Befehlssatz vermarkten will, bleibt unklar. Klar ist jedoch, dass der Prescott wie die aktuellen Xeons Hyperthreading (auch als Jackson bekannt) implementiert haben wird.

Mit neuen Speicher-Interfaces hält sich der Chipkonzern hingegen noch zurück: Erst ab Herbst will man den DDR333-Standard mit PC2700-Modulen unterstützen, und auch über die Zukunft von Rambus und den "halboffiziellen" Standard PC1066 äusserten sich die bisherigen Redner nur sehr zurückhaltend. Obwohl Brown dies damit begründete, nur gesicherte Standards unterstützen zu wollen, entstand der Eindruck, dass bei Intel in diesem Punkt noch Ratlosigkeit herrscht.

Alles in Allem zeigen die bisherigen Ansprachen, dass pure Leistung auch für Intel nicht mehr alles ist, sondern die Mobilität immer mehr in den Vordergrund rückt. Man darf gespannt sein, was das Unternehmen in den nächsten zwei Tagen noch aus dem Hut zaubert, um auch die Entwickler von der neuen Philosophie zu überzeugen.

Das IDF ist ein von Intel ins Leben gerufenes Forum, bei dem sich Entwickler über die neuesten Trends und Techniken informieren und gegeseitig Wissen austauschen können. Es findet alle sechs Monate zu unterschiedlichen Zeitpunkten an sechs verschiedenen Orten Weltweit statt. Außer USA, Europa, Asien, Japan, China und Taiwan soll es wegen der grossen Nachfrage voraussichtlich noch im September dieses Jahres auch ein IDF in Russland geben. Das nächste europäische Entwicklerforum findet am 8. Oktober in Kopenhagen statt. (dal/c't) (jow)