Die Woche der Massenentlassungen

Für die Arbeitnehmer global agierender Konzerne hatte diese Woche nur wenig erfreuliche Meldungen zu bieten.

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Von
  • Michael Wilde

Die weltweite Technologieflaute trifft die Beschäftigten der Branchenriesen immer härter. Die täglichen Ankündigungen von Massenentlassungen setzten sich in dieser Woche dramatisch fort. Beispiellos dürfte JDS Uniphase sein. Der weltgrößte Anbieter optischer Fasern für die Telekommunikation kündigte an, die Belegschaft mehr als zu halbieren. Der Computer-Produzent Hewlett-Packard streicht 6000 Stellen. Andere Unternehmen, wie der Softwareriese Microsoft, drosseln ihre Neueinstellungen. Auch über Japan rollen nun die Schockwellen: Vorzeigekonzerne wie Sony, NEC oder Fujitsu mussten heftige Ertragseinbrüche bekannt geben.

Die kanadische JDS Uniphase Corp. entlässt angesichts der desolaten Geschäftslage insgesamt 16.000 Beschäftigte, von denen 9000 schon nach Hause geschickt wurden. Das Unternehmen erwirtschaftete auf Grund von gewaltigen Sonderabschreibungen einen beispiellosen Verlust von 50,6 Milliarden Dollar (112,8 Milliarden DM/57,6 Milliarden Euro) nach minus 904,7 Millionen Dollar im Vorjahr. Das Ergebnis gilt der Finanzagentur "Bloomberg" zufolge als größter Verlust eines Unternehmens in der US-Geschichte. Die Gesellschaft steht allerdings nicht allein. Auch die Telekomausrüster Nortel und Lucent sowie der Faseroptik-Riese Corning haben angesichts der Misere in der Telekombranche Milliardenverluste verbucht und Massenentlassungen vorgenommen.

Unterdessen stimmen nun auch japanische Technologiekonzerne in das Konzert der Hiobsbotschaften ein. Ob Computer, Halbleiter oder Mobiltelefone – die weltweit gesunkene Nachfrage nach Produkten der einst gefeierten Informationstechnologie setzt auch dem Hightechland Japan schwer zu. Tokios Börsianer standen am Freitag vor allem unter dem "Sony-Schock": Der Konzern hatte am Vortag einen Einbruch des operativen Gewinns im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2001/2002 (31. März) um 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf drei Milliarden Yen (53 Millionen Mark/27 Millionen Euro) bekannt gegeben und nahm die Gewinnerwartung fürs Gesamtjahr um 40 Prozent zurück.

Auch Fujitsu belastete den Markt schwer: Bei dem Computer- und Chiphersteller hatte sich der Verlust im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr auf 55,4 Milliarden Yen mehr als vervierfacht. Für das Gesamtjahr rechnet Fujitsu jetzt statt wie bisher mit einem Gewinn von 50 Milliarden Yen mit einem Nettoverlust von 220 Milliarden Yen. Fujitsu will in einem Monat einen Umstrukturierungsplan vorlegen.

Der Konkurrent NEC musste bekannt geben, dass der Gruppengewinn im ersten Quartal wegen des schwachen Marktes für Speicherchips um 72 Prozent auf 800 Millionen Yen eingebrochen war. Der operative Gewinn sank um 70 Prozent auf 3,7 Milliarden Yen. Für das erste Geschäftshalbjahr rechnet NEC nur noch mit einem Nettogewinn von drei Milliarden Yen, nachdem zuvor noch 15 Milliarden Yen angepeilt worden waren. Damit würde der Ertrag um 85 Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegen. Bereits zwei Tage zuvor hatte Matsushita Communication mit der Ankündigung für einen Schock gesorgt, im ersten Geschäftshalbjahr voraussichtlich erstmals seit Börsennotierung im Jahre 1968 rote Zahlen zu schreiben. Auch Hitachi entlässt: In Japan, Singapur und Malaysia entfallen 2600 Stellen, weil der Elektronikkonzern wegen des flauen PC-Marktes Monitor-Fabriken schließt. (mw)