KEO kommt wieder!

Nach einer 50.000 Jahre dauernden Reise durchs All soll der Satellit KEO die Botschaften von Millionen von Menschen zurück zur Erde bringen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Bald wird niemand mehr unwidersprochen behaupten können, die Menschheit sei nie vor den Konsequenzen rücksichtsloser Umweltverschmutzung, unhaltbarer Wahlkampfversprechen oder maßloser Counterstrike-Daddelei gewarnt worden. Schließlich gibt es dafür auch in 50.000 Jahren noch Beweise: Dann nämlich kehrt KEO zur Erde zurück. KEO, ein Satellit, der voraussichtlich Ende 2003 mit einer französischen Ariane-Rakete ins All geschossen wird, transportiert Millionen Botschaften von Erdenbürgern an Bord. Botschaften, die das Leben auf dem blauen Planeten zu Beginn des dritten Jahrtausends christlicher Zeitrechnung beschreiben. Digitalisierte Schriften, die menschliche Erfahrungen, Gefühle und Visionen für die Nachwelt erhalten und in der Summe das menschliche Wesen und Wissen repräsentieren sollen.

"KEO ist ein Geschenk der Menschen von heute an die Menschheit von morgen", erklärt der französische Künstler Jean-Marc Philippe seine Initiative, die mittlerweile von der UNESCO zum Projekt des 21. Jahrhunderts gekürt wurde. Finanziert wird der rund 100 Kilogramm schwere und mindestens 50 Millionen Euro teure Satellit KEO von mehr als zwei Dutzend -- vorrangig europäischen -- Unternehmen. Zusätzliche Unterstützung kommt von der europäischen Weltraumindustrie sowie der Liga für Menschenrechte. "Ich bin mir ziemlich sicher", sagt Phillipe, "dass die Spezies Mensch in 50.000 Jahren von den riesigen Datenmengen profitieren wird, die KEO mit auf die Reise nimmt." Mehr als eine Million Botschaften aus 181 Ländern in 60 Sprachen seien im Pariser KEO-Büro bisher schon eingetroffen. Insgesamt soll Speicherplatz für rund sechs Milliarden Botschaften vorhanden sein.

Zensiert werden sollen die Botschaften nicht. Jeder kann sich kostenlos an der Aktion beteiligen und mit bis zu 6.000 Zeichen seine Gedanken zur Welt formulieren. Die Botschaften müssen das Pariser Büro spätestens bis zum 31. Dezember 2002 erreichen. Die gesammelten Werke werden dann auf CDs gebrannt, die eine besondere Schutzschicht erhalten sollen. Später werden diese mit weiteren Gegenständen -- darunter eine astronomische Uhr, die Library of Alexandria sowie ein Diamant, der ein Tropfen menschlichen Bluts umschließt -- zusammen mit einem Handbuch, wie man denn in 50.000 Jahren die CDs auszulesen habe, im Satelliten verstaut. Sobald der Satellit im Orbit ist, werden alle Nachrichten in einer Kopie und ohne Namensnennung ins Netz gestellt.

Der Name KEO ist im Übrigen nicht zufällig gewählt: Sprachwissenschaftler haben herausgefunden, dass in den geläufigsten Weltsprachen die Laute K, E, O genau in dieser Reihenfolge die häufigste Verbreitung haben. Das Wort KEO können also alle Menschen aussprechen, ohne sich dabei die Zunge zu verdrehen. (pmz)