Ein Service Pack für Windows XP -- mit Blick auf die Justiz

Das erste Service Pack für XP wird wohl das Ersetzen mitgelieferter Programme ermöglichen. Zudem soll es aber auch ein Kuckucksei der besonderen Art mitbringen.

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Von
  • Peter Siering

In den USA kursieren die Berichte gerade wieder durch alle Medien: Das erste Service Pack für Windows XP naht und soll in den nächsten Tagen an die Beta-Tester ausgeliefert werden. Darin enthalten: Die Möglichkeit, integrierte Programme durch solche zu ersetzen, die nicht von Microsoft kommen. Damit möchte der Softwarekonzern offensichtlich laufenden juristischen Auseinandersetzungen den Wind aus den Segeln nehmen.

Die außergerichtliche Einigung, die das US-Justizministerium, ein Teil der klagenden Bundesstaaten und Microsoft zur Beendigung des Kartellprozess vorgeschlagen haben, sieht vor, dass Microsoft PC-Herstellern die Option einräumen muss, die "Middleware" -- sprich die zahlreich beigelegten Komponenten wie Internet Explorer, Media Player, Outlook Express und Windows Messenger -- durch Produkte anderer Anbieter zu ersetzen. Mit den angeblich im ersten Service Pack für XP vorgesehenen Funktionen, darunter einer zentralen Anlaufstelle zur Konfiguration der externen Programme und den Eingriffsmöglichkeiten für Endanwender, würde Microsoft die Einigung übererfüllen.

Der vorauseilende Gehorsam könnte ein Versuch Microsofts sein, die Bedenken der neun Staaten zu zerstreuen, die der Einigung bisher nicht zugestimmt haben. Schließlich ist die Information, dass das Service Pack entsprechende Funktionen mitbringt, keine Neuigkeit, sondern schon seit April bekannt. Neue technische Details sind bisher keine veröffentlicht geworden.

Momentan sieht es so aus, als ließen sich die standardmäßig aufgerufenen Programme (etwa der Standard-E-Mail-Client) zwar verbiegen, aber keineswegs komplett aus dem System entfernen -- dies aber fordern die neun Bundesstaaten, die sich gegen die Einigung sperren. Schon jetzt kann man übrigens XP andere Software ohne weiteres unterschieben, etwa Mozilla als E-Mail-Client. Dass Microsoft mit dem Service Pack dafür eine zentrale Anlaufstelle einrichtet, mag bequem sein, ist aber keine echte Errungenschaft.

Für mehr Aufsehen dürfte eine andere Eigenheit des Service Pack sorgen: Nach den US-Berichten lässt es sich nicht auf Systemen anwenden, die mit einem bestimmten "gestohlenen CD-Key" installiert worden sind -- diesen CD-Key sollen über 90 Prozent aller "Piraten-Installationen" verwenden. Vermutlich handelt es sich dabei um den Key, den man für eine Installation der Firmenkundenversion von XP braucht, die ohne Aktivierung läuft. Jede XP-CD lässt sich durch Ersetzen einiger Dateien in eine aktivierungsfreie Firmenkundenversion verwandeln. Die dafür nötigen Dateien kursierten schon vor der Markteinführung von Windows XP als "Corpfiles" im Internet.

Der Test des ersten Service Pack für Windows XP läuft schon geraume Zeit. Auf Microsofts Web-Seiten kann man sich eine Liste der bereits erhältlichen Hot-Fixes ansehen. Alle dort aufgeführten Korrekturen dürfte das Service Pack vereinen. Ein Termin, wann der Sammel-Bugfix erhältlich ist, nennt Microsoft noch nicht. Angeblich soll es aber zum Erscheinen der ersten Tablet PCs im Herbst so weit sein. (ps)