Canon-Drucker mit "Verfallsdatum"

Bestimmte Tintendrucker von Canon sind offenbar mit einem in die Firmware einprogrammierten Verfallsdatum versehen.

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Von
  • Tim Gerber

Bestimmte Tintendrucker von Canon sind offenbar mit einem in die Firmware einprogrammierten "Verfallsdatum" versehen. Nach Durchsatz einer bestimmten Tintenmenge versagen die Geräte den weiteren Betrieb. Dadurch sollen sie laut Hersteller vor einer möglichen Beschädigung durch überlaufende Resttinte bewahrt werden. Doch ähnlich wie bei Lebensmitteln ist auch hier nicht gesagt, dass beim Erreichen des Verfallsdatums die Ware tatsächlich verdorben ist. Keine Brauerei kann den Verbraucher zwingen, ihr sauer gewordenes Bier nicht mehr zu trinken. Bei Druckern sieht das anders aus, jedenfalls bei solchen von Canon.

So berichtete das ZDF-Wirtschaftsmagazin "WISO" in seiner gestrigen Sendung unter der Rubrik "Das Allerletzte" über den Fall des Besitzers eines BubbleJet 600. In diesem Frühjahr hatte das vier Jahre alte Gerät angefangen, nach jeder Druckseite die Warnung auszugeben, der Resttintentank sei bald voll. Nach geraumer Zeit behauptete der Drucker, dass der Tank nun voll sei, und quittierte den Dienst. Der Ingenieur sah nach, doch weder Tank noch Auffangfilz waren sonderlich verschmutzt. Sicherheitshalber reinigte er alles – vergebens, der Drucker ließ sich nicht wieder in Betrieb nehmen.

Die Canon-Hotline hat laut WISO bestätigt, dass der Drucker ab Werk mit einem Zähler für die ausgegebenen Tintentröpfchen ausgestattet sei, der das Gerät nach zirka 15000 Druckseiten (je nach Art der Drucke) vorsorglich außer Betrieb setze – unabhängig davon, ob der Auffangtank nun tatsächlich voll ist oder nicht. Das Magazin fand heraus, dass sich der BubbleJet 600 durch Festhalten der Tasten "Power", "Form Feed" und "Print Mode", während man den Netzstecker einsteckt und den Drucker einschaltet, wieder auf "Null" setzen und somit zur Weiterarbeit überreden ließ.

Inzwischen wurde von einem Betroffenen sogar Anzeige wegen des Verdachts des Betruges und der Nötigung erstattet. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittle in dieser Sache unter dem Aktenzeichen 84 Js 56063/00, hieß es beim ZDF.

Canon wiegelte gegenüber c't ab: Von einem Ermittlungsverfahren wisse man nichts. Die Geräte würden im Normalfall gar nicht so lange eingesetzt, dass es jemals zur Zwangsabschaltung komme. Außerdem bestehe die Gefahr, dass der Drucker durch einen überfüllten Tintentank Schaden nähme, er müsste daher tatsächlich gereinigt werden, was dem Kunden in der Regel nicht selbst zuzutrauen sei. Ob außer dem BubbleJet 600 noch andere Geräte von Canon mit dieser Zwangsnarkose versehen seien, wusste man bis zur Stunde nicht zu sagen. Die Kunden-Hotline werde allen Betroffenen kompetente Auskünfte erteilen, hieß es in der Pressestelle. Die Nummern lauten 02151 / 349-555 und -480. (tig)