Infineon droht immer noch mit Abwanderung aus Deutschland

Vorstandschef Schumacher führt den Halbleiterhersteller mit Zuckerbrot und Peitsche.

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Von
  • Torge Löding

Der Chiphersteller Infineon will möglicherweise noch in diesem Jahr über eine Verlagerung der Konzernzentrale von München ins Ausland entscheiden. "Ich könnte mir vorstellen, dass die Entscheidung noch dieses Jahr in den Aufsichtsrat kommt", sagte Konzernchef Ulrich Schumacher dem Stern. Die Finanzexperten des Unternehmens rechnen derzeit, ob die Schweiz, Singapur oder die USA als neue Heimat geeignet sind, berichtet das Hamburger Magazin in seiner neuen Ausgabe. "Es geht um unsere Wettbewerbsfähigkeit. Ich gebe mein Geld lieber für Forschung, Entwicklung und gute neue Mitarbeiter aus als für hohe Steuern." In Deutschland sollen rund 15.000 Arbeitsplätze "trotz ungünstiger Lohn- und Lohnnebenkosten" erhalten bleiben: "Das ist unser Beitrag für den Standort Deutschland." Bislang sei aber kein Beschluss über die Verlagerung der Konzernzentrale gefasst worden, betonte eine Unternehmenssprecherin als Reaktion auf den Stern-Bericht.

Der Infineon-Chef plant neben dem Umzug einen weiteren Tabubruch: Er will künftig Jahr für Jahr konzernweit fünf Prozent der schwächsten Mitarbeitern kündigen -- erreichen will er das über Aufhebungsverträge oder, als letztes Mittel, verhaltens- oder personenbedingte Kündigungen. Laut Stern ist ein Teil des Betriebsrats von Infineon bereit, über die Fünf-Prozent-Regel zu verhandeln. "Wenn man sie schon nicht abwenden kann, ist es besser, darüber zu reden, um die schlimmsten Auswüchse zu verhindern", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende und Aufsichtsratsmitglied Klaus Luschtinetz dem Magazin. Die IG Metall dagegen wehrt sich gegen den Plan. Neben dem Peitschenschwingen übt sich Infineon-Chef Schumacher aber zugleich im Reichen eines Zuckerbrotes in Form höherer Löhne: "Wenn die Tarifpartner drei Prozent mehr verlangen, bin ich bereit, vier zu geben. Aber nur, wenn wir selbst entscheiden können, wer im Unternehmen wie viel Zuschlag bekommt. Unsere Philosophie ist, dass Leistung honoriert wird." (tol)