Deutsche Konzerne pfeifen auf Auszubildende

Franz Müntefering sieht Deutschland bei der Ausbildungssituation als "Entwicklungsland".

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Von
  • Torge Löding

Deutsche Großunternehmen wie SAP oder Siemens stellen in 2003 weniger Auszubildene ein als noch im vorigen Jahr. Das geht aus einer Umfrage der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter den Dax30-Unternehmen hervor. Gegenüber heise online erklärten zudem ver.di-Vertreter, die Deutsche Telekom habe für das kommende Ausbildungsjahr einen Bedarf von lediglich vier Auszubildenden ermittelt. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering kündigte angesichts dieser Situation auf dem Lehrstellenmarkt gesetzliche Schritte an. "Keiner darf mehr von der Schule ins Nichts fallen", sagte Müntefering der Berliner Zeitung. "Wir müssen im Interesse der jungen Menschen und unserer Volkswirtschaft handeln." Er ließ allerdings offen, ob es sich um eine Abgabe, eine Umlage oder eine andere gesetzliche Maßnahme handeln werde. Klar sei nur, dass das Geld von den Unternehmen und nicht vom Staat kommen müsse. Als Stichtag nannte er den 30. September.

"Nur 30 Prozent der Unternehmen bilden aus", beklagte Müntefering gegenüber der Zeitung. "An der Stelle sind wir Entwicklungsland." Nach seiner Schätzung werde es am Jahresende noch 30.000 bis 50.000 Jugendliche geben, die keinen Ausbildungsplatz haben. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit fehlten Ende August noch 113.000 Lehrstellen, 26.000 mehr als vor einem Jahr.

Zusätzliche Lehrstellen haben nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nur die DAX30-Unternehmen Volkswagen, Eon, Henkel sowie die Hypovereinsbank geschaffen. (tol)