Infineon-Chef legt sich mit der Bundesregierung an

Wenn die Koalition die Verlustrechnung weiter beschränkt, will der Halbleiterhersteller große Teile des Unternehmens verlagern.

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Von
  • Torge Löding

Kein Erbarmen kennt der Chef des Halbleiterherstellers Infineon, Ulrich Schumacher, mit der deutschen Politik: Flächentarifverträge, Gewerkschaftsmacht, immer neue Abgabenbelastungen durch den Staat -- im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung bezeichnete er all das als Klumpfuß für den Erfolg seines Unternehmens. Sollte die rot-grüne Koalition nun tatsächlich die Verlustverrechnung weiter beschränken -- so wie es der Gesetzentwurf des "Steuervergünstigungsabbau-Gesetzes" vorsieht -- dann "prüfen wir eine Verlagerung ins Ausland", wiederholte der Manager seine Drohung. Ein Unternehmen der High-Tech-Branche, "wo alles nur cash läuft", brauche die Möglichkeit, in schlechten Jahren die Steuerlast zu Gunsten besserer Zeiten ausreichend mindern zu können, um liquide zu bleiben.

"Für Infineon ist das eine Existenzfrage. Wir haben heute schon Steuernachteile gegenüber unseren ausländischen Wettbewerbern, die kaum noch akzeptabel sind." Kommt das Gesetz wie geplant, "könnte die Holdingverwaltung, die oberste Unternehmensspitze, aus München abgezogen werden".

Die Buchhaltung verlagert Infineon demnächst nach Portugal, das ist bereits beschlossene Sache. "Wir hätten das schon früher machen sollen", sagte Schumacher im SZ-Gespräch. Andere Funktionen, die reine Dienstleistungen sind, sollen künftig ebenfalls nicht mehr in so genannten Hochlohnländern erbracht werden. "Früher, als wir noch zu Siemens gehörten, lebten wir gut beschützt wie im Zoo. Mit dem Börsengang kamen wir in die freie Wildbahn", umschrieb der CEO die Lage für das Unternehmen. (tol)