LC-Displays schalten schneller

Drei Hersteller kündigen Flachbildschirme mit Schaltzeiten von 16 Millisekunden an. Kommen jetzt auch die LCDs in Fahrt?

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Dieser Tage häufen sich die Ankündigungen von Flachbildschirmen mit niedrigen Schaltzeiten. So kündigt BenQ ein 17"-LCD namens FP767 an, das eine Reaktionszeit von nur 16 Millisekunden aufweisen soll. Auch Videoseven bewirbt auf seiner Homepage den 17-zölligen TFT-Monitor L17M mit kurzen 16 Millisekunden Schaltzeit. Ins gleiche Horn stößt LG Electronics, deren L1710B ebenfalls nur 16 Millisekunden benötigen soll, um einen schwarzen Bildinhalt in einen weißen Bildinhalt (12 Millisekunden) und wieder zurück (4 Millisekunden) zu wechseln. In allen drei Geräten steckt nach Angaben der Monitorhersteller ein Panel von AU Optronics, genauer gesagt das 17"-Panel vom Typ M170EN05.

Von BenQ liegt der c't-Redaktion ein Zertifikat des TÜV Rheinland vor, das dem FP767 eine Schaltzeit von 16 Millisekunden (12 plus 4) bescheinigt. Die dort genannten Kontrast- und Helligkeitseinstellungen lassen zwar keinen Rückschluss auf die in diesem Zustand vorhandene Leuchtdichte und Graustufenauflösung des Displays zu. Doch selbst wenn das Bild überstrahlt sein sollte, sind 16 ms recht fix. Derzeit sind keine BenQ-Displays des Modells FP767 verfügbar; sobald sich das ändert, wird c't den flotten Monitor natürlich genauer vorstellen. Gleiches gilt für LGs Flatron L1710B.

Der schnelle 17-Zöller von Videoseven hat in der Redaktion von c't gerade einen Test auf Herz und Nieren absolviert. In der Tat nutzt der Monitor besagtes AUO-Panel, die genannten Schaltzeiten erreicht er indes nicht. Weder im Preset noch in der für optimale Schaltzeiten so günstigen hohen Kontrasteinstellung konnten wir einen besseren Wert als 28 Millisekunden (22 ms Anstieg, 6 ms Abfall) ermitteln. Bei einer sinnvollen Konrasteinstellung und augenverträglichen Helligkeit von 100 cd/m2 liegen die Zeiten sogar deutlich darüber.

Also doch nur Marketing-Versprechen? Nicht unbedingt. Die Schaltzeiten der LCDs konnten in den vergangenen Jahren tatsächlich deutlich verkürzt werden. Während vor drei Jahren 50 Millisekunden und mehr an der Tagesordnung waren, erreichen aktuelle Displays heute durchaus Werte um die 20 bis 25 Millisekunden -- was sich gerade im Videobetrieb und bei schnellen Spielen bemerkbar macht. Die Ankündigung von LCDs mit Schaltzeiten deutlich unterhalb 20 Millisekunden sollte man jedoch nicht mehr oder weniger ernst nehmen als Kontrastangaben von 500:1 oder Leuchtdichten von 700 cd/m2. Solche theoretischen Werte machen sich in den Produktankündigungen hervorragend -- wie auch der aktuelle 16-Millisekunden-Hype beweist. Den absoluten Tatsachen entsprechen sie jedoch nicht zwingend.

Spätestens wenn man Monitore verschiedener Hersteller vergleicht, die das gleiche Panel verwenden, wird deutlich, dass die technische Spezifikation "Auslegungssache" ist. So stimmen zwar alle drei oben genannten 17"-Monitore in puncto Schaltzeiten überein, bei den restlichen Spezifikationen geht es jedoch bunter zu. So nennen Videoseven und LG übereinstimmend einen Kontrast von 400:1 und eine Leuchtstärke von 250 cd/m2, während BenQ von 500:1 respektive 260 cd/m2 spricht. Bei den Blickwinkel sind sich dagegen LG und BenQ einig, die hier 140 Grad horizontal und vertikal nennen. Videoseven gibt in der horizontalen Richtung einen etwas größeren Winkel von 150 Grad an, vertikal sind es auch hier 140 Grad. Zum Vergleich die Spezifikationen, die Panelhersteller AUO auf seiner Webseite nennt: ein Kontrastverhältnis von 400:1, eine Leuchtdichte von 280 cd/m2, Blickwinkel von 150 Grad respektive 140 Grad und Schaltzeiten von 16 Millisekunden. Ergo: Angaben bezüglich Kontrast, Helligkeit, Blickwinkel und auch Schaltzeiten sind als Orientierung sehr hilfreich -- mehr aber auch nicht. Die realen -- gemessenen -- Eckdaten von günstigen 15- und 17-zölligen Flachbildschirmen bringt c't in der Ausgabe 26/2002 (ab dem 16. Dezember 2002 im Handel). (uk)