Abzocke mit 0800-Dialer

Die Dialer-Betreiber haben wieder einen neuen Trick gefunden, ihre Opfer um Geld zu erleichtern: Ein Dialer wählt sich per 0800-Rufnummer ein, die Rechnung kommt separat.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Urs Mansmann

Den Dialer-Betreibern ist inzwischen offenbar jedes Mittel recht, um an das Geld der Telefonkunden zu kommen. Seit einiger Zeit wird ein neuer Dialer per Spam-Mail verschickt, der sich über eine kostenfreie 0800-Rufnummer einwählt, berichten die Dialer-Hilfeseiten Dialerhilfe.de und Dialerschutz.de. Der Dialer nutzt nach diesen Angaben eine Sicherheitslücke des Internet Explorer, um sich zu installieren. Die knapp 40 kByte große Datei trägt den Namen connect.exe.

Ist der Dialer aktiv, so erscheint ein vierfarbiges Kleeblatt im Tray-Bereich der Taskleiste. Als Kontaktadresse im "Kundendienst"-Menü dieses Programms ist eine Firma "STT ApS" mit einer Postfachadresse in 88445 Biberach angegeben, als Kontakt-Telefonnummer eine 0900-Rufnummer ohne Gebührenangabe, die laut Tarifansage mit 1,89 Euro pro Minute abgerechnet wird.

Verbindungen über 0800-Rufnummern sind grundsätzlich kostenlos. Falls der Dialer eine Verbindung hergestellt hat, erhalten die Opfer dennoch eine Rechnung über 83,70 Euro für einen Monatszugang. Der Betrag erscheint nicht auf der Telefonrechnung; die Rechnung mit der Forderung kommt separat per Post und nennt als Absender eine dänische Firma mit dem Namen "SST Telecom".

Da den Anbietern nur die Rufnummer des Anrufers zur Verfügung steht, müssen sie die Adresse recherchieren. Nach der Meldung der Dialer-Hilfeseiten haben bisher offenbar nur Telefonkunden eine Rechnung erhalten, die die Rufnummernübertragung aktiviert haben.

Die Unterdrückung der Rufnummer bei gehenden Anrufen ist dabei jedoch kein ausreichender Schutz, denn die Rufnummer wird bis zur letzten Vermittlungsstelle übertragen und dort anhand eines gesetzten Flags unterdrückt. Liegt die letzte Vermittlungsstelle im Netz einer anderen Telefongesellschaft, ist es technisch ohne weiteres möglich, dieses Flag ganz einfach zu ignorieren und die Rufnummer auszuwerten. Wer für seinen Computer eine eigene Rufnummer verwendet, kann die Nachfragen des Dialer-Anbieters nach der Adresse allerdings nicht entgegennehmen.

Die Anwahl der kostenfreien Rufnummer durch den Dialer hebelt jegliche Sperre aus. Telefonkunden können sich davor nicht schützen; eine Sperre für 0800-Rufnummern bringt nichts, da dieses "Geschäftsmodell" mit jeder beliebigen Nummer funktioniert. Allerdings dürfte es für den Dialer-Betreiber schwierig werden, seine Forderungen einzutreiben, wenn sich der Dialer unbemerkt einwählt.

Die Masche ist nicht ganz neu: Vor einigen Jahren versuchte eine Hamburger Firma, dieses Verfahren im Telefonsex-Bereich mit einer Rufnummer im Festnetz zu etablieren. Kunden, die ihre Adresse nicht nennen wollten, wurden mit ständigen Anrufen bedacht, bis sie die Adresse herausrückten. Wer nicht zahlte, erhielt zwar Mahnungen mit der Androhung weiterer Schritte, es ist jedoch kein Fall bekannt, in dem die Firma tatsächlich Klage erhoben hätte. (uma)