Angetestet: Online-Videothek Movielink.com startet mit Pannen

Das US-Filmportal erweist sich mit schlechter Filmqualität, hohen Preisen und zahlreichen Pannen als unausgereift.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Janko Röttgers
  • Volker Zota

Anfang November startete das US-Filmportal Movielink als Joint Venture der fünf großen Hollywood-Studios Sony Pictures, Metro Goldwin Mayer, Paramount, Warner Bros. und Universal. Europäer haben dort bisher das Nachsehen: Die Website hindert jeden Nutzer einer nicht den USA zuzuordnenden IP-Adresse am Zutritt.

Wer auf der für Movielink richtigen Seite des Atlantiks wohnt oder zumindest eine entsprechende IP-Adresse sein Eigen nennt, bekommt bisher rund 175 Filme zum Download angeboten. Beim Einrichten des Accounts kontrolliert die Website allerdings gleich noch einmal den virtuellen Ländercode: Ohne US-Kreditkarte geht nichts. Danach folgt die Auswahl eines Films. Als Testobjekt musste "Enigma" von Michael Apted herhalten. Für rund fünf US-Dollar lässt sich dieser Film 30 Tage "ausleihen". Innerhalb dieses Zeitraums kann der Film einmal aktiviert und dann binnen 24 Stunden beliebig oft angeschaut werden. Movielink bietet Enigma wahlweise im Windows-Media- oder RealVideo-Format an.

Um den Film herunterladen zu können, muss zuerst ein Movielink-Download-Manager installiert werden. Dessen Software-Lizenz verrät unter anderem, dass Filme mit abgelaufener Lizenz automatisch von der Festplatte gelöscht werden. Danach sollte ein Klick auf den Download-Button eigentlich automatisch den Manager starten. Stattdessen erscheint eine Fehlerseite. Beim zweiten Versuch öffnet sich der Download-Manager, überträgt aber offensichtlich nichts. Nach drei weiteren Versuchen erscheint die Meldung: "Es tut uns Leid, der Film kann zu diesem Zeitpunkt nicht heruntergeladen werden. Bitte wenden sie sich an den Customer-Service."

Stolpersteine

Unter der angegebenen Telefonnummer meldet sich ein geduldiger Mitarbeiter, der sich den Fehler nach Überprüfung aller Einstellungen auch nicht erklären kann und schließlich einen Gutschein für einen erneuten Download spendiert. Wer zuvor darauf verzichtet hat, seine Kreditkarteninformationen auf dem Movielink-Server zu speichern, muss diese erneut eingeben -- auch wenn der Download aufgrund des Gutscheins kostenlos sein sollte. Schließlich rät der Hotline-Mitarbeiter, zur Vorsicht noch einmal den Download-Manager zu installieren. Gesagt, getan -- und nicht bereut: Am Ende des etwa halbstündigen Gesprächs startet der Download erfolgreich. Mit rund 90 KByte/s landet Enigma auf der heimischen Festplatte. Nach dem Download öffnet ein Klick auf die "Play Movie"-Option der Manager-Software den Windows Media Player. Doch der beschwert sich, die Datei nicht finden zu können. Beim nächsten Versuch verschwindet der Film auch aus der Anzeige des Movielink-Managers. Stattdessen rät dieser, für neue Downloads Movielink.com zu besuchen.

Also muss noch einmal der Customer-Service herhalten. Der wiederum sehr geduldige Mitarbeiter kann sich das Ganze abermals nicht erklären, meint aber, der Download-Manager habe den Film offensichtlich zu früh gelöscht. Auf den Einwand, der Festplattenplatz sei aber noch belegt, entgegnet er: "Das kann nicht sein", wird dann misstrauisch und fragt ermahnend, ob man etwa den Film entgegen der Nutzungsbedingungen in ein anderes Verzeichnis kopiert habe. Nach einem überzeugenden Unschuldsbekenntnis gibt es noch einen weiteren Download-Gutschein und eine Entschuldigung für die wiederholten Pannen.

Tricksereien

Das Video findet sich unter kryptischem Namen und ohne Dateinamenserweiterung in einem versteckten Unterverzeichnis. Öffnet man diese mit dem Windows Media Player, spielt selbiger die Datei klaglos ab -- erstaunlicherweise auch nach Ablauf der 24-Stunden-Frist. Da Movielink aber auch ohne Verstoß gegen die Lizenzbedingungen funktionieren sollte, wurde die Kopie mitsamt der Software deinstalliert, um einen weiteren Versuch zu starten.

Auch dieses Mal landet der Film in weniger als zwei Stunden auf der Festplatte. Zudem findet der Windows Media Player ihn auch auf Anhieb und spielt ihn ohne weitere Probleme ab. Die Bildqualität erweist sich jedoch bald als enttäuschend. Deutliche Artefakte stören insbesondere in dunkleren Szenen den Filmgenuss, Details lassen sich wegen stark verschwommener Konturen oftmals nur erahnen. DivX-kodierte Filme mit ähnlicher Dateigröße weisen in der Regel eine deutlich bessere Qualität auf, selbst VHS-Nutzer sind bessere Aufnahmen gewöhnt.

Ein Blick hinter die Kulissen verrät: Movielink setzt auf Windows Media Version 8 mit 695 kBit/s -- nicht genug für Heimkino-verwöhnte Augen. Um dennoch mit DVDs konkurrieren zu können, bietet Movielink zu ausgewählten Filmen Extras an. Im Fall von Enigma lassen sich jedoch lediglich drei kurze Interview-Clips als Streaming-Video abrufen.

Fazit

Bevor Movielink zu einer ernst zu nehmenden Alternative für Videotheken wird, muss das Angebot noch deutlich verbessert werden. Die Bildqualität lässt deutlich zu wünschen übrig, zahlreiche Pannen machen das Angebot nicht gerade attraktiver. In dieser Form ist Movielink das Geld nicht wert: Die Videothek hat Enigma als DVD in hervorragender Bildqualität im Angebot -- ohne dreifache Software-Installation, vier Stunden Download und Telefonate mit der Service-Hotline. So gesehen verpassen also auch die bislang vom Service ausgeschlossenen Nicht-US-Bürger nicht viel. (Janko Röttgers) / (vza)