Deutschlands schnellster Computer in Betrieb gegangen

Der Hochleistungsrechner Nord besteht aus zwei identischen IBM-Teilsystemen in Hannover und Berlin.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Deutschlands derzeit schnellster Computer ist heute in Hannover und Berlin offiziell in Betrieb gegangen. Der Hochleistungsrechner Nord (HLRN) besteht aus zwei identischen IBM-Teilsystemen, die auf zwei Standorte an der Universität Hannover und im Berliner Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik verteilt sind. Der Rechnerverbund bietet dem Nutzer einen virtuellen Hochleistungsrechner mit vier Teraflops Spitzenleistung und zwei Terabyte Hauptspeicher. Der im März beschlossene Verbund ist seit Sommer im Testbetrieb.

Der Bund und die Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Berlin teilen sich die Investitionen von rund 20 Millionen Euro. Über das G-WIN können die Hochschulen und Forschungseinrichtungen aller sechs Länder auf den Rechner zugreifen. Der Hochleistungscomputer soll unter anderem für Berechnungen in den Bereichen Theoretische Physik, Chemie, Astronomie, Meeres- und Küstenforschung sowie bei Schiffbau und Strömungsmechanik eingesetzt werden.

Physisch besteht der Rechner aus je zwölf IBM-pSeries-690-Knoten, die über eine 300 km lange exklusive 2-GBit/s-Glasfaserleitung des Gigabit-Wissenschaftsnetzes verbunden sind. Wegen der Strecke zwischen den beiden Zentren müssen die Betreiber bei Anwendungen, die in beiden Standorten laufen -- das könnte nach einer Schätzung des DFN etwa zehn Prozent der Anwendungen betreffen -- tief in die Trickkiste greifen, denn die Latenzzeit zwischen Berlin und Hannover beträgt etwa 1,5 Millisekunden. Damit nicht ein Teilsystem auf die Ergebnisse des anderen warten muss und so ausgebremst wird, muss dann ein Teil solcher so genannter "Grand Challenge Applications" in beiden Teilsystemen parallel gerechnet werden.

Im Sommer 2003 gibt der HLRN den Spitzenplatz der Superrechner in Deutschland wieder ab. Dann soll im Zentralinstitut für Angewandte Mathematik (ZAM) des Forschungszentrum Jülich ein Rechner mit 5,8 Teraflops Spitzenleistung seinen Betrieb aufnehmen. Die insgesamt 37 eServer p690s ("Regatta") sollen neben dem Forschungszentrum Jülich auch vom John-von-Neumann-Institut für Computing (NIC) genutzt werden, um damit wissenschaftliche Problemstellungen in Physik, Chemie, Lebenswissenschaften und Umweltforschung anzugehen. Zusätzlich soll der Rechner in das Netz deutscher Supercomputer (UNICORE-Grid) eingebunden werden. (wst)