Umweltschützer kritisieren Dell wegen Gefängnisarbeit

In einer Studie bekommt der PC-Hersteller Dell von Umweltschützern extrem schlechte Noten für sein Recyclingprogramm.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 184 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Wolfgang Stieler

In einer Studie bekommt der PC-Hersteller Dell von Umweltschützern extrem schlechte Noten für sein Recyclingprogramm. Die Konkurrenz von HP wird hingegen in der Studie der Silicon Valley Toxics Coalition (SVTC) für ihr vorbildliches Verhalten gelobt. Die Gruppe, die unter anderem mit einem Bericht zum Computerschrott-Export in Länder der dritten Welt Schlagzeilen gemacht hatte, war bereits im Januar auf der Dell-Hauptversammlung gegen die Recycling-Praxis des Computerherstellers aufgetreten

Dell hat sein Elektroschrott-Recycling an die Firma Unicore abgegeben, die rund 1100 Gefangene in verschiedenen US-Gefängnissen beschäftigt. Die Gefangenen, die zwischen 20 US-Cent und 1,26 US-Dollar pro Stunde bekommen, seien bei ihrer Arbeit Verletzungsrisiken und gefährlichen Stoffen wie Blei und Cadmium ausgesetzt, bemängelt die SVTC. So würden beispielsweise Bildröhren von Computermonitoren von Gefangenen mit dem Hammer zertrümmert. Die Auswahl der Werkzeuge, die bei der Zerlegung des Computer-Innereien verwendet würden, orientiere sich "primär an Sicherheitsaspekten und nicht an der Zweckmäßigkeit". Zudem bemängeln die Umweltschützer die mangelnde Transparenz von Unicore -- während der nur mühsam durchgesetzten Besichtigungen der Recyclingstellen sei es den Gefangenen und den Besuchern beispielsweise nicht erlaubt worden, miteinander zu sprechen.

Hewlett-Packard dagegen hat mit Micro Metallics eine Firma mit dem Elektroschrott-Recycling beauftragt, die von den Umweltschützern nur gute Noten bekommt. So habe man dort beispielsweise auf den Gebrauch von Hämmern total verzichtet und setze zur Zerkleinerung von Bildröhren speziell gekapselte mechanische Zertrümmerer ein. Staub und Glasspitter, die Schwermetalle enthalten können, würden automatisch abgesaugt. Der Vergleich der beiden Firmen zeige zwei mögliche Wege, die die USA in Sachen Computer-Recycling in Zukunft beschreiten könnten, urteilen die Umweltschützer: Ein Weg führe zu einem effizienten, transparenten und modernen System, das die Umwelt schütze und die Wirtschaft entwickle. Der andere Weg führe zum modernen Äquivalent der Steinbruchs, in dem Gefangene an Hightech-Ketten schuften müssten.

Gegenüber dem Wall Street Journal wies der Geschäftsführer von Unicore die Vorwürfe zurück. Rund 500 Firmen in den USA verwendeten ähnliche Recycling-Methoden. Der Bericht sei verfasst worden, um Vorurteile gegenüber Unicore zu verbreiten -- einer Firma, die Tausenden von Menschen technische Fertigkeiten vermittle und eine Chance gebe, wieder "produktive Mitglieder der Gesellschaft" zu werden.

In den USA gibt es noch kein Bundesgesetz, das den Umgang mit Elektronikschrott regelt.Verschiedene Bundesstaaten haben aber bereits eigene Regelungen in Kraft gesetzt. Das EU-Parlament hatte im Dezember 2002 nach langjähriger Diskussion beschlossen, dass in den einzelnen EU-Staaten bis 2005 flächendeckende Rücknahmesysteme für Elektronikschrott aufgebaut werden müssen. (wst)