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8 Beiträge seit 18.06.2006

Fortsetzung: leicht OT: Briefwechsel mit meiner Abgeordneten

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hgantenbein <hgantenbein>
7. Mai 2006 16:57
An: Ute Kumpf <ute.kumpf@bundestag.de>
Cc: chefred@taz.de, pohr@zeit.de, dho@faz.net
Sehr geehrte Frau Kumpf,

ich weiß gar nicht so genau, wie ich auf Ihre Antwort reagieren
soll/muss/darf... Ich versuche mal meine Gedanken chronologisch zu
sortieren.
1.Meinen Mail-Account geöffnet und Ihre Mail gesehen: Endlich - fast
ungläubiges Erstaunen dass sich nach so vielen Monaten nach meiner
Anfrage etwas tut... die Mail scheint sogar ziemlich ausführlich zu
sein.

2.Ihre Mail gelesen, etwas gestutzt. Nochmal gelesen, noch mehr
gestutzt.

3.Versucht nachzuvollziehen, was Sie mir damit sagen wollen. Es
sollte aus meinen Mails  offensichtlich sein, dass ich mich mit
diesem Thema intensiv auseinander gesetzt habe und und eine Belehrung
Ihrerseits über den aktuellen Stand nicht nötig ist.
Ich komme mir wie ein Kind vor, das seine Mutter fragt: Mama, warum
muss ich Spinat essen? Und Sie als meine Mutter antworten mir: Kind,
schweig still, du musst einfach Spinat essen. Frag' nicht so dumm und
außerdem stell dich nicht so an.

4.Anschließend kam ich auf die Idee einfach mal einen Satz aus Ihrer
E-Mail Google zum Fraß vorzuwerfen. Wissen Sie, meine Lebensgefährtin
ist Lehrerin. Wenn ihr in Aufsätzen Sätze zu 'geschleckt' vorkommen,
dann ist das bei ihr eine gern benutzte Methode um Schüler zu
entlarven, die sich die Ihnen gestellte Aufgabe etwas zu einfach
gemacht haben.
Raten Sie einmal, wie lange es gedauert hat, bis ich Ihren
vollständigen Brief quasi im Wortlaut bei anderen Mitbürgern gefunden
habe?
Keine 2 Sekunden: 
http://www.fixmbr.de/index.php/2006/03/31/textbausteine/
Ich war zwar nicht überrascht, denn ich hatte bei Ihrem (ich hoffe,
Sie sehen mir meine Entnervung nach) Standard-Blabla-Textbausteinen
schon damit gerechnet. Aber meine Enttäuschung möchte ich dennoch
nicht verhehlen. Sie scheinen keine eigene Meinung zu einem Thema zu
haben, dass Sie durch Ihre Mitgliedschaft im Bundestag ermöglich
haben. Schade.
Identische Briefe haben mindestens Fr. Zypries, Hr. Binding, Hr.
Runde, Fr. Hübinger verschickt. Mehr habe ich nicht aufgeführt, dazu
ist mir meine Zeit zu schade.

Ich möchte meine obigen Gedanken nochmal in wenigen Sätzen
zusammenfassen: Ich fühle mich als politisch interessierter Bürger
und Wähler. Ich informiere mich ausführlich über einen für mich
wichtigen Punkt aktueller Politik und stelle voller Verwunderung
fest, dass die sozialdemokratische Politik fast ausschließlich von
kommerziellen Lobby-Verbänden gesteuert wird. Ich wende mich voller
Vertrauen an meine Bundestagsabgeordnete, mit der Bitte um Erklärung
Ihres persönlichen Standpunkts. Ich bekomme nach monatelangem Warten
eine Antwort, dessen Zusammenstellung a) keine 10 Sekunden gedauert
haben kann, da es sich um Standardtextbausteine handelt und b) deren
inhaltlicher Wert nicht wahrnehmbar ist, da die Antwort vollständig
an der Frage vorbei geht bzw einfach nur den von mir beschriebenen
Sachstand einfach scheinbar gedankenlos wiederholt.

Ich gehe davon aus, dass Sie nichts dagegen haben, wenn ich unsere
vergangene und zukünftige elektronische Kommunikation einer größeren
Interessengemeinde durch Veröffentlichung im Internet zugänglich
mache.

Noch einige inhaltliche Anmerkungen meinerseits, da Sie sich mit
diesem Thema offensichtlich nicht beschäftigt haben:
Sie kopieren aus Ihrer Standard-Blabla-Datenbank: "... Das Thema
„Privatkopie" ist bei der Vorbereitung der Reform ausführlich mit
allen Beteiligten erörtert worden. ..." Ich bin beteiligt. Mich hat
niemand nach meiner Meinung gefragt. Ich weiß, ich bin nicht wichtig.
Ist Ihnen schon die Idee gekommen, dass es sich bei der gesetzlichen
Formulierung um eine reinste Farce handelt: Kopien sind erlaubt, das
Knacken eines Kopierschutzes aber nicht? Was heißt das denn, wenn in
ein paar Jahren alle CDs kopiergeschützt sind? Kopien sind verboten!
Sie schreiben, dass es in meiner Kaufentscheidung liegt,
kopiergeschützte Musikträger nicht zu kaufen. Sehr nett. Leider gibt
es nicht genügend Kunden, die darauf achten. Der Kopierschutz wird
also immer weiter um sich greifen.
Könnten wir uns bitte auf ein anderes Wort als Raubkopie einigen.
Unter Raub versteht wikipedia: "Raub ist nach deutschem Strafrecht
die Wegnahme einer fremden beweglichen Sache durch Gewalt gegen eine
Person oder unter Androhung einer gegenwärtigen Gefahr für Leib und
Leben mit der Absicht, die Sache sich oder einen Dritten rechtswidrig
zuzueignen, § 249 Strafgesetzbuch. Es handelt sich damit entweder um
ein aus Diebstahl und Körperverletzung oder um ein aus Diebstahl und
Nötigung zusammengesetztes Delikt.". Das Kopieren einer CD oder das
Herunterladen von Bits und Bytes aus dem Internet entspricht
glücklicherweise nicht diesem martialischen Verhalten, keine
Nötigung, keine Körperverletzung, keine Wegnahme.
Lesen Sie einmal: http://de.wikipedia.org/wiki/Raubkopie
Ein Vorschlag meinerseits: Versuchen Sie, einen Alternativvorschlag
zum aktuellen "ersten" und "zweiten Korb" in das Parlament
einzubringen. Stärken Sie die Verbraucher, durchbrechen Sie den
Teufelskreis, trauen Sie sich. Die Musikindustrie kann auch mit
anderen, verbraucherfreundlichen Modellen Geld verdienen. Und die
Wähler werden es Ihnen danken. Gehen Sie mit dem Problem an die
Presse.

Ganz ehrlich: ich hoffe, dass Sie sich nach meiner E-Mail nicht so
fühlen, wie ich mich nach Ihrer E-Mail gefühlt habe: für dumm
verkauft und beleidigt. Ich versuche seit Monaten tatsächlich, mit
Ihnen in einen intensiven inhaltlichen Diskurs zu treten, um Sie
besser verstehen zu können und Sie vielleicht sogar auch von einigen
meiner Positionen überzeugen zu können. Leider verschließt sich die
für mich zuständige und verantwortliche MdB vollständig und ich bin
ratlos.

Meine anderen Mail bzgl Überwachung etc sind bislang völlig
unbeantwortet geblieben. Ich gehe davon aus, dass ich auch hier in
den nächsten 2-3 Monaten eine fundierte und ausgefeilte Stellungnahme
(vielleicht sogar diesmal ohne Zuhilfenahme von
Standardtextbausteinen) bekomme.

Mit freundlichen Grüßen
hgantenbein

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Ute Kumpf <ute.kumpf@bundestag.de>
17. Mai 2006 17:17
An: "hgantenbein" <hgantenbein>
Sehr geehrter Herr hgantenbein,

für Ihre äußerst motivierende Mail danke ich. Da ich Ihren Ansprüchen
scheinbar nicht genügen kann, verzichte ich auf die Beantwortung
Ihrer Fragen, um Ihnen nicht weiter Verdruß zu bereiten.

Mit freundlichen Grüßen

Ute Kumpf

--
Ute Kumpf MdB
Mitglied des Deutschen Bundestages,
Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion,
Sprecherin der Arbeitsgruppe "Bürgerschaftliches Engagement"

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hgantenbein <hgantenbein>
18. Mai 2006 12:41
An: Ute Kumpf <ute.kumpf@bundestag.de>
Frau Kumpf,

Sie haben es leider nicht einmal ernsthaft versucht!

Viele Grüße
hgantenbein
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