Mobiltelefone als "ultimative Datenerfassungsmaschine"
Der MIT-Forscher Sandy Pentland will mit Handys Netzwerkstrukturen automatisch erfassen und so die Zusammenarbeit in Unternehmen verbessern.
2004 startete Sandy Pentland, Professor für Medienwissenschaften am MIT, einen interessanten Versuch: Er gab gut 100 Nokia-Handys an Studenten und Institutsangehörige aus, auf denen sich eine Software befand, die die Interaktionen zwischen den Versuchspersonen speicherte. Basierend auf den Gesprächdaten und dem mittels Bluetooth erfassten Abstand zwischen den Geräten entwickelten Pentland und sein Kollege Nathan Eagle so digitale Abbilder sozialer Netzwerke. Zum Ende der Studie ergab sich, dass die dadurch erfassten Informationen deutlich genauer waren, als ein vorher über Befragungen aufgestelltes Interaktionsmodell der Testpersonen.
Die Technologie, die Pentland bei solchen und ähnlichen Versuchen vorantreibt, nennt sich "Reality Mining" und steht für das Erfassen und Verarbeiten von Daten aus der Lebenswirklichkeit der Menschen. Im Interview mit der Onlineausgabe des Technologiemagazins Technology Review nennt der Forscher die Technologie eine Möglichkeit, der an sich "dummen" IT-Infrastruktur etwas über unser Sozialverhalten beizubringen. "All diese Web-2.0-Dienste sind ja ganz nett, aber man muss immer alles erst eintippen. Dadurch sind die Daten niemals auf dem neuesten Stand. Reality Mining erkennt diese Muster in unserem Leben."
Das Handy sei dafür besonders gut geeignet, weil es an sich schon so viele Sensoren mitbringt, etwa Bluetooth oder die Erfassung der Funkzelle sowie Beschleunigungsmesser im iPhone. Dass diese "ultimative Datenerfassungsmaschine" auch ein Privatsphärenproblem darstellt, sieht Pentland durchaus. Klar sei aber auch, dass diese neuen Funktionen kämen: "Wir brauchen eine neue Übereinkunft darüber, wie sie eingesetzt werden. Es hilft nichts, einfach den Kopf in den Sand zu stecken."
Das ganze Interview mit Pentland in Technology Review online:
(bsc)