Nokia: Umdenken in Bochum "ausgesprochen unwahrscheinlich"
Wenig Chancen auf eine grundsätzliche Kursänderung sieht der finnische Handykonzern für das von Schließung bedrohte Bochumer Werk. Der ranghöchste Katholik Deutschlands sprach unterdessen von den Schattenseiten der Globalisierung.
Allzu hoch sollten die Beschäftigten des von Schließung bedrohten Bochumer Nokia-Werks ihre Hoffnungen nicht hängen. Den Bemühungen prominenter Vertreter aus Politik und Gesellschaft, das endgültige Aus für über 2000 Arbeitsplätze noch abzuwenden, erteilte der Konzern einen Dämpfer. "Es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, dass irgendwelche neue Fakten auftauchen, die ein Umdenken bei uns zur Folge haben könnten", sagte Unternehmenssprecherin Arja Suominen in Helsinki laut dpa. Kritik an "Symbolhandlungen" der Politiker gibt es unterdessen aus höheren Sphären.
Nokia will das Werk in Bochum schließen und die Produktion wegen geringerer Kosten nach Rumänien verlagern. Sprecher des Betriebsrates und der IG Metall hatten sich Anfang der Woche optimistisch über die Möglichkeit geäußert, das finnische Unternehmen könne die Entscheidung auf der Basis neuer Kostenberechnungen und des entstandenen öffentlichen Drucks zumindest teilweise zurücknehmen. Danach sieht es bisher nicht aus.
Hoffnung besteht noch für rund 40 Nokianer der Entwicklungsabteilung sowie die Autosparte. Suominen bestätigte, dass Nokia wie bereits gemeldet in Verhandlungen mit dem indisch-finnischen Unternehmen Sasken Technologies über eine Übernahme der Bochumer Forschungs- und Entwicklungsabteilung Adaption Software stehe. Möglicherweise über 200 derzeitige Nokia-Mitarbeiter könnten ihren Arbeitsplatz bei einem erfolgreichen Abschluss von Verhandlungen über den Verkauf des Bereichs Automotive Business behalten.
Unterdessen rief der deutsche Kardinal Karl Lehmann zu einer gerechten und differenzierten Betrachtung der Globalisierung und ihrer Folgen auf. Das sei eine "zwiespältige Welt", deren Vorteile die meisten Menschen auch gerne nutzten. "Wir kaufen gerne billige Textilien und sogar Elektrogeräte, bald wahrscheinlich auch Autos und schieben vielleicht bessere, aber teure Produkte aus unserem Land zur Seite", schreibt der ranghöchste Katholik des Landes in einem Beitrag für die Mainzer Bistumszeitung. Die Schattenseite seien Ereignisse wie bei Nokia. "Die Symbolhandlungen mancher Politiker und Gewerkschafter, ihr bisher benutztes Nokia-Gerät demonstrativ zurückzugeben, hat mir weniger Eindruck gemacht."
Man müsse die Globalisierung und ihre Folgen differenziert betrachten und bewerten, meint der Kirchenvertreter. Es sei "notwendig zu sehen, dass Ereignisse ähnlicher Art ständig geschehen", weil die Fertigung in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern mmanchmal "zu teuer" sei. Auf der anderen Seite müsse man sich "echt freuen, wenn viele Menschen in weniger industrialisierten Ländern Arbeit finden und mehr und mehr am Wohlstand teilhaben."
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