Vorstandschef vermutet Kampagne gegen Handy-Ausrüster Balda

"2008 werden wir definitiv profitabel sein", meite Joachim Gut im Hinblick auf den Umbau des Unternehmens.

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Von
  • Daniel Schnettler
  • dpa

Der Vorstandschef des Handys-Zulieferers Balda vermutet in den Marktgerüchten über angebliche Millionenbelastungen aus dem Verkauf des europäischen Handyschalen-Geschäfts eine gezielte Kampagne gegen sein Unternehmen. "Es stellt sich die Frage, wer ein Interesse daran hat, negative Nachrichten in den Markt zu geben", sagte Balda-Chef Joachim Gut der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Eine Antwort darauf habe er nicht.

In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Gerüchte über hohe Belastungen aus dem Verkauf des europäischen Handyschalen-Geschäfts gegeben, das auf die drei Unternehmen Balda Solutions Deutschland GmbH, Balda Werkzeugbau GmbH sowie Balda Solutions Hungaria Kft aufgeteilt war. In Londoner Finanzkreisen hatte es zuletzt geheißen, es sei alleine bei diesen drei Gesellschaften für 2007 ein Verlust von bis zu 40 Millionen Euro aufgelaufen, den die Balda AG noch decken müsse. Hinzu kämen hohe Abschreibungen auf den Buchwert der Gesellschaften.

"Dass Balda die Verluste seiner ehemaligen Tochtergesellschaften tragen muss, steht außer Frage", sagte Gut. Er widersprach aber der Summe, ohne konkret zu werden: "Für das Jahr 2007 werden sich die Belastungen in einem kleinen zweistelligen Millionenbereich bewegen." In den ersten neun Monaten hatte Balda konzernweit einen Verlust von 26,1 Millionen Euro gemacht – nicht zuletzt wegen seines europäischen Handyschalen-Geschäfts, das mit der Insolvenz des Großkunden BenQ Mobile niedergegangen war.

Der Vorstandschef bestätigte erstmals, dass Balda "etwas Geld in die Hand nehmen" musste, um die Handyschalen-Produktion loszuwerden. Balda hatte die drei Tochtergesellschaften mit Wirkung zum 31. Dezember 2007 an die KS Plastic Solutions GmbH abgegeben. Das Übernahmevehikel soll nun wiederum federführend von der Industrieholding Aurelius geschluckt werden. Hier laufen die Verhandlungen noch. Hohe Buchverluste aus der Trennung von dem Geschäftsbereich erwartet Gut nicht: "Wir haben bereits im dritten Quartal rund 10 Millionen Euro auf die Gesellschaften abgeschrieben."

Das verbliebene Geschäft mit Kunststoff-Komponenten, berührungsempfindlichen Bildschirmen (Touchscreens) sowie ganzen elektronischen Baugruppen ist nach Angaben des Vorstandschefs im vierten Quartal "sehr gut" gelaufen. "Besonders die asiatischen Tochtergesellschaften waren stark." In der Region hat das Unternehmen auch das Touchscreen-Geschäft angesiedelt. Balda-Technik steckt dem Vernehmen nach unter anderem im Apple-Handy iPhone.

"2008 werden wir definitiv profitabel sein", fügte Gut im Hinblick auf den Umbau des Unternehmens hinzu. "Wir werden jetzt befreit von den alten Lasten durchstarten." Das verbleibende Geschäft hatte in den ersten neun Monaten einen Überschuss von 3,7 Millionen Euro erzielt nach einem Verlust von 4,8 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Mitte bis Ende kommender Woche will Gut einen konkreteren Ausblick auf 2008 liefern und auch vorläufige Zahlen für das vierte Quartal bekanntgeben. Bis zur endgültigen Bilanzvorlage könne es aber noch etwas dauern: "Wegen der Restrukturierung ist das kein einfacher Jahresabschluss." (Daniel Schnettler, dpa-AFX) / (jk)