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Umweltminister will Potenzial der Informationstechnik für den Umweltschutz nutzen

Sigmar Gabriel betont die Notwendigkeit zur Ressourcenschonung innerhalb der IT-Industrie, aber auch den Wert innovativer Technik für den Umweltschutz. Gleichzeitig ermahnt er die IT-Branche zu mehr Mitarbeit auf diesem Gebiet.

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Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sieht großes Potenzial in der Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnik (IuK/ITK/IKT) für den Zweck, den Verbrauch von Energie und Ressourcen einer modernen Industriegesellschaft zu drosseln. Die im Vergleich zu anderen Industriezweigen besonders hohe Innovationskraft der Branche mache sie "wie kaum eine andere" dazu geeignet, ökonomische Antworten auf ökologische Fragestellungen zu geben. Gleichzeitig ermahnte Sigmar Gabriel die Branche, auch selbst die Nutzung ihrer Ressourcen zu optimieren, auch unter strategischen Gesichtspunkten – einerseits, um das rasche Wachstum der Branche von teuren Rohstoffen und Energieträgern zu entkoppeln, andererseits weil einige wichtige Rohstoffe (wie Indium) nur sehr begrenzt zur Verfügung stehen.

Der Bundesumweltminister eröffnete gestern die Jahreskonferenz Klimaschutz und Ressourceneffizienz, die sein Ministerium (BMU) gemeinsam mit dem Umweltbundesamt (UBA) und dem Industrieverband Bitkom in Berlin durchgeführt hat. Außer dem Bundesumweltminister trugen etwa auch Karl-Heinz Florenz, Berichterstatter der Europäischen Parlaments zum Klimawandel, sowie die Bundestagsabgeordneten Marie-Luise Dött (CDU), Hans-Josef Fell (Grüne), Michael Kauch (FDP) und Marco Bülow (SPD) die Sicht der Politik auf die umweltbezogenen Aufgabenstellungen der deutschen IT-Branche vor. Molly Webb von The Climate Group und Dennis Pamlin vom WWF erläuterten Projekte und Bewertungsmethoden für die effizientere Energienutzung durch IT-Geräte, aber auch für den Einsatz von IT zur Vermeidung von anderen Kohlendioxidemissionen, etwa durch den Ersatz von Geschäftsreisen durch Videokonferenzen (die paradoxerweise genau auf der Konferenz gescheitert war), Verkehrsbeeinflussung oder Gebäudemanagement.

Ein Schwerpunkt der Diskussion zwischen den Vertretern von BMU, UBA sowie Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden einerseits und Bitkom und einigen Industrievertretern andererseits bildeten aber konkrete Maßnahmen zur Kennzeichnung und Beschaffung umweltschonenderer IT-Geräte. Ein wichtiges Instrument zur Förderung solcher Produkte und ihrer Hersteller sind – außer Öko-Labels wie Blauer Engel oder Energy StarBeschaffungsrichtlinien öffentlicher Institutionen und privater Großfirmen. Noch immer kaufen gewerbliche Kunden die Mehrzahl aller Desktop-Computer, Notebooks, Server und Thin Clients; das Einkaufsvolumen der öffentlichen Hand in Deutschland liegt insgesamt (für alle Sach- und Dienstleistungen) bei rund 250 Milliarden Euro jährlich. Deshalb können Beschaffungsleitfäden und -richtlinien den Absatz umweltschonender Computer erheblich fördern. Eigentlich wollte der Bitkom in Zusammenarbeit mit BMU und UBA einen solchen Leitfäden schon erarbeitet haben, doch fürs Erste ist diese Kooperation gescheitert – wie der Bitkom betont, nicht wegen Uneinigkeit über die konkreten Umweltschutzvorgaben, sondern weil man zu hohen bürokratischen Aufwand befürchtet. Sigmar Gabriel forderte von der Industrie in diesem Punkt mehr Kompromissbereitschaft. Schon auf der letzten CeBIT hatte Gabriel die Prüfung von verbindlichen Öko-Siegeln für PCs angekündigt.

Die IT-Gerätehersteller wollen die Konformität ihrer Produkte mit Öko-Standards bisher (ähnlich wie bei der CE-Kennzeichnung) vor allem mittels einer selbst erstellten Öko-Deklaration namens The Eco-Declaration (TED, PDF hier) zertifzieren, während die Gegenseite eine Beteiligung unabhängiger Prüfer verlangt. Edda Müller von der Jury Umweltzeichen kritisierte – wie schon im Vorjahr – die Industrievertreter für ihre Haltung. Vertreter beider Seiten hofften jedoch, vielleicht schon zur CeBIT – die unter dem Motto Green IT steht – eine Einigung verkünden zu können. (ciw)