Bundestag stimmt fĂĽr Deutschen Computerspielepreis [Update]
Mit schwarz-roter Mehrheit hat das Parlament einen Antrag beschlossen, dem zufolge die Bundesregierung eine Auszeichnung für "qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle" Computerspiele ausloben soll.
Mit schwarz-roter Mehrheit hat der Bundestag am heutigen Donnerstag einen Antrag (PDF-Datei) der Koalitionsfraktionen beschlossen, dem zufolge die Bundesregierung zeitnah eine Auszeichnung für "qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle" Computerspiele ausloben soll. Geht es nach Medienpolitikern der großen Koalition, kann so noch in diesem Jahr erstmals in Zusammenarbeit mit einer unabhängigen Jury ein Deutscher Computerspielepreis in Anlehnung an den Deutschen Filmpreis verliehen werden. Die Preisgelder sollen mit der Maßgabe an die Entwickler ausgegeben werden, sie für die Produktion weiterer hochwertiger Spiele zu verwenden. Die Linken und die Grünen votierten gegen das Vorhaben, die FDP enthielt sich.
Der Bund will laut Monika Griefahn, Sprecherin der Arbeitsgruppe für Kultur und Medien der SPD-Fraktion, 2008 bereits 300.000 Euro für den Roten Teppich zur Computerspiele-Ehrung ausgeben. Jörg Tauss, medienpolitischer Sprecher der Genossen, bedauerte aber, dass die Wirtschaft bislang ihre Zusage nicht eingehalten habe, den gleichen Anteil zuzuschießen. Wenn die Zahlung nicht erfolge, "wird die Initiative scheitern", kündigte Tauss an. Dies sei zwar mit einem "großen Imageverlust" verknüpft. Er sehe aber nicht ein, "dass der Bund allein den Computerspielepreis bezahlt".
Einhellig mit Tauss bezeichnete Philipp Mißfelder von der CDU die geplanten "Oscars" für deutsche Computerspiele als Signal, dass es sich bei der Gattung um ein "Kunst- und Kulturgut" handle. Er bedauerte zugleich, dass die Debatte mit dem Hinweis auf "Killerspiele" oder "gewaltbeherrschte Spiele" vielfach unter "falschen Vorzeichen geführt" werde. Dies wertete er als "Ausdruck der Verzweiflung, dass viele Eltern ihre Kinder nicht verstehen". Es gebe keinen wissenschaftlichen Beleg für einen Zusammenhang zwischen dem Spielen gewalthaltiger Computerspiele und verstärkter Aggressivität im Alltagsleben. "Die Kriminalisierung einer ganzen Generation, die Computer spielt, ist falsch." Verbote brächten zudem nichts in der Branche, da es keine Grenzen in der digitalen Welt gebe.
Die medienpolitische Sprecherin der Grünen, Grietje Bettin, fand es ebenfalls "klasse", dass sich die Politik auch einmal "positiv mit dem Thema auseinandersetzt". Der Koalitionsantrag sei grundsätzlich zu begrüßen, habe aber Bedürfnisse der Branche "noch nicht komplett erkannt". So würden Computerspiele etwa zu sehr mit dem Medium Film verglichen und nur die großen Herstellerfirmen profitieren. "Deswegen wollen wir ein Gütesiegel analog zum 'Spiel des Jahres', für das sich alle bewerben können", rührte Bettin die Trommel für einen Antrag (PDF-Datei) der Oppositionspartei. [Update:Dieser fand bei der Abstimmung gemäß der Beschlussempfehlung des Kulturausschusses aber keine Mehrheit. Gerade kleine und unabhängige Spieleentwickler wollten die Grünen so fördern und Archivierungsregeln für die noch vergleichsweise junge Mediengattung finden.]
"Von Spaß an der Freud kann sich niemand etwas kaufen", bemängelte Lothar Bisky von den Linken dagegen die Stoßrichtung des Computerspielepreises. Seine Fraktion machte sich in einem eigenen Antrag (PDF-Datei) für die Einführung eines "Fair Work"-Siegels für die Branche statt, um auf bessere Arbeitsbedingungen zu drängen. Nur Entwicklerfirmen, die ein solches Zertifikat erhalten, sollen demnach für eine staatliche Förderung und eine Berücksichtigung für den Computerspielepreis in Frage kommen. Für diesen Vorstoß konnte sich die Mehrheit der Abgeordneten aber nicht erwärmen. Für Kulturstaatsminister Bernd Neumann schafft der Parlamentsbeschluss "eine wichtige Voraussetzung, bei den interaktiven Unterhaltungsmedien zu einem qualitativ hochwertigeren Angebot zu gelangen". Er unterstreiche den politischen Konsens darüber, "dass Computerspiele zu einem wichtigen gesellschaftlichen Faktor geworden sind und deshalb versucht werden muss, auf deren Qualität mit Blick auf die Wirkung bei Jugendlichen Einfluss zu nehmen". Der CDU-Politiker hatte 2007 dem Bundestag einen Bericht rund um Computer- und Onlinespiele vorgelegt und darin unter anderem den Förderpreis vorgeschlagen. Geplant sei ferner die Gründung einer "Stiftung für interaktive Unterhaltungsmedien", die sich intensiv mit Chancen und Risiken elektronischer Spiele befassen solle. (Stefan Krempl) / (pmz)