Infineon-Chef steht angeblich vor dem RĂĽcktritt

Wolfgang Ziebart gilt als Kritiker eines Zusammenschluss mit einem anderen Halbleiter-Hersteller, Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley soll laut Financial Times Deutschland aber eine Fusion mit der ehemaligen Philips-Halbleitersparte NXP betreiben.

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  • dpa

Der Chef des Halbleiter-Konzerns Infineon, Wolfgang Ziebart, steht nach einem Pressebericht kurz vor dem RĂĽcktritt. Grund sei das ZerwĂĽrfnis zwischen Ziebart und dem Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley, schreibt die Financial Times Deutschland unter Berufung auf Konzernmanager. Ein Infineon-Sprecher wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.

Wenn Ziebart gehe, werde eine Fusion zwischen Infineon und einem anderen Chipkonzern wahrscheinlicher, schreibt die Zeitung weiter. Kley habe bereits Gespräche mit dem Besitzer des niederländischen Wettbewerbers NXP aufgenommen, dem Finanzinvestor KKR. Ziebart gilt als Kritiker des Vorhabens. Im vergangenen Herbst hatte der Infineon-Chef eine Fusion als "sinnlos" bezeichnet. Die europäischen Hersteller NXP, ST Microelectronics und Infineon hätten viel zu wenig Berührungspunkte. Nach Informationen aus Branchenkreisen gab es im vergangenen Jahr zwar Kontakte zwischen NXP und Infineon, damals seien aber eher die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit als einer Fusion ausgelotet worden.

Die Süddeutsche Zeitung hatte bereits im Februar kurz nach der Infineon-Hauptversammlung berichtet, der Stuhl von Ziebart wackele. Damals hatte es aber geheißen, es gebe im Aufsichtsrat keine Mehrheit für eine Ablösung. Ein Kontrolleur hatte von einer "Intrige" gesprochen. Kley beendete die Personaldiskussion schließlich mit den Worten: "Das Thema steht nicht auf der Tagesordnung."

Laut Financial Times Deutschland ist nun für die kommenden Tage ein Gespräch zwischen Vorstands- und Aufsichtsratschef anberaumt, bei dem sich die beiden aussprechen wollten. "So wie bislang kann es nicht weitergehen, es muss eine Lösung geben, nicht nur auf der persönlichen Ebene, sondern vor allem für die Frage, wohin das Unternehmen steuern soll", sagte ein Mitglied der Firmenleitung der Zeitung. In dem Chipkonzern gelte es als ausgemacht, dass Ziebart nach dem Gespräch seinen Posten aufgibt, schreibt das Blatt.

Als mögliche Nachfolger von Ziebart gelten laut der Zeitung zumindest übergangsweise Finanzchef Marco Schröter oder der Leiter der Automotive-Sparte, Peter Bauer. Ziebart steht seit Herbst 2004 an der Spitze von Infineon. Der Konzern steckt in einer tiefen Krise. Die einstige Siemens-Tochter schreibt hohe Verluste, vor allem wegen der Speicherchip-Tochter Qimonda. Alleine von Januar bis März machte Infineon 1,37 Milliarden Euro Verlust. Hintergrund sind die seit einem Jahr am Boden liegenden Speicherchip-Preise. (dpa) / (jk)