Ballmer zeigt keine Angst vor Apple
Die Microsoft-Veteranen Bill Gates und Steve Ballmer haben sich auf der Konferenz "D: All Things Digital" mitunter unbequemen Fragen gestellt.
Nachdem der Microsoft-Chairman Bill Gates vergangenes Jahr auf der Konferenz "D: All Things Digital" auf Apple-Chef Steve Jobs traf, kam er dieses Jahr erneut mit einem Steve auf die Bühne. Zusammen mit Microsoft-CEO Ballmer stellte er sich den Fragen des Publikums. Dabei wurden sie mitunter in die Zange genommen, nachdem sie die Multitouch-Oberfläche für Windows 7 vorgestellt hatten. So insistierte der Verlagsgründer Tim O'Reilly, Microsoft habe in den vergangenen Jahren lediglich nachgemacht, was andere innovative Unternehmen vorgemacht hätten.
Auf die Frage O'Reillys, ob Microsoft einen Plan habe oder große Ziele verfolge, sagte Gates, es gebe in seinem Unternehmen ein Projekt namens "Quest", das sich vor allem neuen Zielen widme. Auf die Frage O'Reillys, wie ein solches Projekt funktionieren könne, wenn Microsoft sich derart stark darauf konzentriere, bei der Internetsuche voranzukommen, antwortete der Microsoft-Gründer, O'Reilly verlasse sich offenbar zu sehr auf Presseberichte.
Microsoft sei dabei, die beste Suche überhaupt zu entwickeln, ließen sich die Microsoft-Veteranen entlocken. Zum Thema Yahoo fasste Ballmer zusammen, Microsoft habe ein Gebot abgegeben, es habe Meinungsverschiedenheiten gegeben, Microsoft habe sich zurückgezogen. Nun spreche er wieder mit Yahoo, aber nicht über eine komplette Übernahme, sondern eine Partnerschaft. Microsoft behalte sich aber das Recht vor, wieder ein Gebot abzugeben. Gates ergänzte, Leute wie er vermieden Monopole, Microsoft konkurriere lieber.
Ballmer hatte bei dieser Gelegenheit umrissen, dass die Übernahme von Yahoo ein Fortschritt im Suchanzeigengeschäft bedeutet hätte. Sie hätte aber keinem strategischen Plan entsprochen. Microsoft habe bereits ein Team zusammengestellt, um mit Google konkurrieren zu können. Auf die Frage, ob schon Ergebnisse erkennbar seien, verwies Gates auf Fortschritte bei der Bildersuche. Die Frage, warum Microsofts Anteile auf den Suchmaschinenmarkt dennoch schrumpften, wurde von den Microsoft-Oberen nicht beantwortet.
Bevor Windows 7 den Markt der Welt erblickt, könne es sein, dass vorher bereits eine neue Version von Mac OS X vorliegt. Mit dieser Möglichkeit konfrontiert zeigte sich Ballmer zuversichtlich, dass Windows 7 unabhängig von Apples Produkt "fantastisch" sein werde. Jeder Marktanteil, den Apple hinzugewinne, gefalle ihm nicht, sagte Ballmer. "Wir verkaufen 270 Millionen PCs jährlich und Apple 10 Millionen. Apple ist sehr erfolgreich, aber wir auch", betonte der CEO.
Angesichts des Umstands, dass Vista auf neuen PCs nicht so schnell laufe wie Mac OS X auf älteren Apple-Rechnern, räumte Ballmer Raum für Verbesserungen ein. Auf die Bemerkung, dass Microsoft mit dem bisherigen Verbleib von Windows Vista nicht zufrieden sein könne, reagierten Ballmer und Gates offenbar leicht verstimmt und ließen eine Antwort offen.
Gates und Ballmer erzählten während ihres Auftritts einige Anekdoten aus der Gründungsgeschichte ihres Unternehmens. Ballmer hatte dabei noch einen Werbeslogan seiner früheren Firma Procter and Gamble auf Lager: "Makes revolutionary desserts you never could have thought of before" wurde seinerzeit für eine Dessertmaschine geworben. Bevor Ballmer von Gates angeheuert wurde, sei er von der Vermarktung von Eiscreme-Mischungen zu Brownies gewechselt.
Gates erzählte, er sei seit etwa acht Jahren Juniorpartner seines Kompagnons Ballmer. Am 1. Juli werde er sich nicht komplett aus dem Konzern zurückziehen. Die Zeitverteilung betrage momentan 80 Prozent Microsoft, 20 Prozent Gates-Stiftung. Der Microsoft-Gründer werde ein Büro in Redmond behalten und vor allem an der Strategie arbeiten. Ab Juli werde sich das Arbeitszeitverhältnis zwischen seinen beiden Engagements umkehren. (anw)