Computex

AMD stellt Notebook-Plattform Puma offiziell vor

AMDs Notebook-Plattform Puma besteht aus dem Prozessor Turion X2 Ultra und dem Chipsatz M780G, dessen Grafikeinheit Radeon HD 3200 schnell genug für Blu-ray-Videos ist.

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Von
  • Florian Müssig

Ein Jahr nach der ersten Ankündigung bringt AMD seine unter dem Codenamen Puma entwickelte Mobilplattform auf den Markt. Das Paket besteht aus dem Prozessor Turion X2 Ultra und dem Chipsatz M780G. Dessen Grafikeinheit Radeon HD 3200 ist schnell genug für Blu-ray-Videos und bringt neue Stromsparfunktionen mit.

Der Turion X2 Ultra ist der erste Prozessor, den AMD speziell für den Notebook-Markt entwickelt hat. Der unter dem Codenamen Griffin entwickelte Mobil-Doppelkern ist eine Kombination aus der K8-Welt des Athlon 64 (X2) und dessen Nachfolger K10, der Grundlage der aktuellen Opteron-Inkarnation Barcelona und des Desktop-PC-Vierkerns Phenom. Die eigentlichen Recheneinheiten entsprechen dem K8-Design; die auf demselben Die untergebrachten Einheiten Crossbar-Switch, Speicher-Controller (DDR2-800) und HyperTransport-3.0-Link stammen dagegen vom neueren K10-Kern.

Die beiden Rechenkerne einer Griffin-CPU besitzen jeweils eine von der Versorgung des Hyper-Transport-Links und des Speicher-Controllers unabhängige Stromzufuhr ("Split Power Planes"). Dies sollte sich gerade bei AMDs Prozessordesign mit integriertem Speicher-Controller positiv auf den Stromverbrauch auswirken, denn auf den Hauptspeicher greifen auch andere Systemkomponenten wie etwa eine im Chipsatz integrierte Grafikeinheit zu. Deshalb konnte ein bisheriger Turion in Schlafphasen nie richtig Strom sparen, weil der Speicher-Controller weiterhin funktionstüchtig bleiben musste und darum die Versorgungsspannung nicht so tief wie von den Recheneinheiten her möglich abgesenkt werden konnte.

Die maximalen Frequenzen der ersten Turion-X2-Ultra-Modelle liegen mit bis zu 2,4 GHz nicht höher als die bisheriger Turion-Prozessoren. Der minimale Takt eines Turion X2 Ultra ist nicht wie bisher auf 800 oder 1000 MHz festgelegt, sondern beträgt nun ein Viertel des Maximaltaktes; bei den ersten Modellen also 500 bis 600 MHz. Zwischen Minimal- und Maximaltakt hat Griffin eine weitere Taktstufe mit der Hälfte des Maximaltakts; in diesen zwei Taktstufen benötigt die CPU dank abgesenkter Spannung weniger Energie.

Die L2-Caches fassen nun 2 × 1024 statt 2 × 512 KByte, von den bis zu 6 MByte L2-Cache eines Intel Core 2 Duo mit Penryn-Kern ist AMD also immer noch weit entfernt. Der K10-typische, von allen Rechenkernen gemeinsam genutzte L3-Cache fehlt bei Griffin.

Das Dilemma, dass eine Chipsatz-Grafikeinheit auf den Hauptspeicher zugreift und sich der Speicher-Controller deshalb nicht schlafen legen kann, geht AMD mit dem neuen Chipsatz M780G an: Dessen Grafikeinheit Radeon HD 3200 kann auf einen eigenen, DisplayCache getauften RAM-Baustein zugreifen, der die Bildschirminhalte puffert – dann kann sich auch der Speicher-Controller in der Turion-CPU schlafen legen. Der bis zu 128 MByte große RAM-Chip ist per DDR2-800 angebunden.

Die Chipsatzgrafik Radeon HD 3200 enthält einen eigenen Video-Dekodierer namens UVD, der alle drei für Blu-ray-Videos verwendeten HD-Codecs (MPEG-2, H.264, VC-1) beherrscht und dem Hauptprozessor die rechenintensive Dekodierung der HDFilme abnimmt – bislang war dafür ein zusätzlicher Grafikchip notwendig. Die 3D-Leistung reicht hingegen höchstens für Spiele mit einfachen und detailarmen Spielwelten aus; wer aktuelle Grafikkracher zocken will, braucht weiterhin einen zusätzlichen 3D-Chip – wenn es nach AMD geht am besten aus der hauseigenen Serie Mobility Radeon HD 3000.

Zur Steigerung der 3D-Rechenleistung soll die integrierte Grafikeinheit des M780G mit einem Mobility-Radeon-Chip der HD-3000-Serie per Hybrid-Crossfire kooperieren, was aber nur in Ausnahmefällen spürbar mehr Leistung bringt. Schon ein Mittelklasse-Chip ist einzeln so viel schneller als die Chipsatzgrafik, dass sich eine Kombination nicht mehr lohnt. Deutlich mehr Potenzial als Hybrid-Crossfire hat Power-Xpress: Bei eingestecktem Netzteil berechnet ein schneller, zusätzlicher Grafikchip die 3D-Welten; unterwegs zum Arbeiten schaltet er sich ab und die im Chipsatz integrierte Grafikeinheit übernimmt die Grafikausgabe. Auf Wunsch lässt sich auch manuell zwischen Chipsatz-Grafik und 3D-Chip umschalten; ein automatischer Wechsel beim Start eines Spiels ist jedoch nicht vorgesehen. Das Umschalten ist im Betrieb möglich; der Bildschirm wird dabei für wenige Sekunden dunkel.

Bei AMD steht auch schon der nächste Schritt fest: die External Graphics Platform, kurz XGP. Subnotebooks mit M780G-Chipsatzgrafik (also ohne separate GPU) sollen sich am Schreibtisch mit einer externen Box mit schnellem 3D-Chip zu einem vollwertigen Spiele-PC erweitern lassen. Die Verbindung zwischen Notebook und Grafikbox stellt eine speziell dafür entwickelte Steckverbindung her. Sie überträgt acht PCI-Express-2.0-Kanäle sowie zusätzlich eine USB-2.0-Verbindung; die Leitungen kommen direkt vom Chipsatz M780G. Die erste Implementierung kommt von Fujitsu Siemens im Amilo Sa 3650, einem 13,3-Zoll- Notebook, welches ab August zusammen mit dem externen Graphic Booster (mit Mobility Radeon HD 3870) für unter 1500 Euro verkauft werden soll.

Weitere Details über die Plattform sowie erste Performance- und Laufzeitmessungen an einem Prototypen veröffentlicht c't in Ausgabe 13/08, die ab Montag (9.6.2008) am Kiosk erhältlich ist. (mue)