Microsoft droht neues EU-Bußgeld - Brüssel eröffnet Verfahren [Update]
Die EU-Kommission teilte mit, sie habe ein neues Missbrauchsverfahren gegen das Unternehmen wegen der Bündelung des Webbrowsers Internet Explorer mit Windows eröffnet.
Dem US-Softwaregiganten Microsoft droht ein neues saftiges Bußgeld der EU-Wettbewerbshüter. Die EU-Kommission teilte am Freitagabend in Brüssel mit, sie habe ein neues Missbrauchsverfahren gegen das Unternehmen wegen der Bündelung des Webbrowsers Internet Explorer mit dem PC-Betriebssystem Windows eröffnet.
Die Kommission vermutet, dass der weltgrößte Softwarekonzern mit dieser Geschäftspraktik seine marktbeherrschende Stellung zum Schaden von Verbrauchern und Konkurrenten ausnutzt. Die Kommission hatte Microsoft in anderen Fällen bereits mit hohen Strafen belegt, die sich bisher auf knapp 1,7 Milliarden Euro summieren. Der norwegische Konkurrent Opera hatte sich wegen des Internet Explorers in Brüssel beschwert.
[Update:] In Oslo meinte Opera-Chef Jon von Tezchner zu der Brüsseler Initiative gegen Microsoft: "Die Stellungnahme der Kommission zeigt, dass sie ernst damit machen will, Microsoft zur Öffnung von Windows für echte Konkurrenz bei Internet-Browsern zu bringen." "Im Namen aller Internet-Anwender" empfehle Opera, nun auch die nächsten Schritte zu gehen, um den Wettbewerb zu ermöglichen, den Microsoft seit mehr als einem Jahrzehnt "abgewürgt" habe. [/Update]
Der Konzern aus Redmond bestätigte auf seiner Internetseite, die sogenannten Beschwerdepunkte aus Brüssel am Donnerstag erhalten zu haben. "Wir wollen unser Geschäft so führen, dass es europäisches Recht einhält", teilte der Konzern mit. Die Vorwürfe der Kommission sollten nun genau geprüft werden. Der Internet Explorer sei seit 1996 bei Windows integriert.
Die Kommission kritisiert nach eigenen Angaben, dass die Bündelung bei Microsoft den Wettbewerb zwischen verschiedenen Webbrowsern behindert, Produktinnovation erschwert und letztlich die Auswahl der Kunden vermindert. In einem früheren Fall hatte die Kommission die Kombination vom Windows Media Player mit dem Windows-System angegriffen.
Microsoft hat nun acht Wochen Zeit, um auf die Vorwürfe zu reagieren. Das Unternehmen habe Recht auf eine mündliche Anhörung in Brüssel, teilte die Behörde mit. Falls die Kommission ihre Vorwürfe beweisen kann, droht dem Konzern ein Bußgeld von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes. Üblicherweise wird dieser Rahmen jedoch nicht ausgeschöpft. Im Geschäftsjahr 2007/2008 (30. Juni) hatte der Konzern einen Umsatz von 60,4 Milliarden Dollar erzielt.
Die Wettbewerbshüter in Brüssel hatten erst im Februar vergangenen Jahres ein Rekordbußgeld von 899 Millionen Euro gegen den Konzern verhängt, da er seine Konkurrenten behinderte. Das Unternehmen verlangte jahrelang zu hohe Lizenzgebühren für technische Informationen.
Die Strafzahlungen an die EU erreichen nach früheren Angaben bisher 1,677 Milliarden Euro. Eine erste Buße war 2004 mit fast 500 Millionen Euro fällig geworden. Microsoft musste zudem technische Einzelheiten an andere Hersteller offenlegen, damit deren Software mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows vereinbar wird. Nach Ansicht der Kommission kam Microsoft dieser zwingenden Verpflichtung bis Oktober 2007 nicht nach.
Die seit über zehn Jahren dauernde Auseinandersetzung mit Microsoft ist in Brüssel der mit Abstand spektakulärste und wichtigste Wettbewerbsfall. Kein Unternehmen wurde bisher so hart an die Kandare genommen wie der US-Gigant.
Zum EU-Kartellverfahren gegen Microsoft und zu Konflikten um Windows Vista siehe auch:
- Microsoft ändert Vista nach EU-Vorgaben
- EU-Wettbewerbshüter prüfen Beschwerde gegen Microsoft Vista
- Branchenverband wettert gegen Vista
- Microsoft reicht fristgerecht technische Informationen bei EU-Kommission ein
- EU-Wettbewerbshüter setzen Microsoft ein Ultimatum
- Sophos: McAfee und Symantec schlecht auf Vista vorbereitet
- Microsoft: McAfees Kritik an Vista ungenau und aufhetzend
- Microsoft baut Vista-APIs für Sicherheitsfirmen
- Keine Verschiebung von Windows Vista in Europa
- Kaspersky: Microsoft behindert Hersteller von Antivirensoftware nicht
- Microsoft klagt gegen zusätzliche Strafe im EU-Wettbewerbsverfahren
- McAfee schaltet Anti-Werbung gegen Vista
- Symantec beschwert sich über Microsoft
- Adobe und Symantec führen bei EU-Kommission Beschwerde gegen Windows Vista
- EU-Kommissarin wehrt sich gegen Vorwürfe von Microsoft
- Microsoft und EU-Kommission streiten über Sicherheitsfunktionen in Vista
- EU-Kommission: Verantwortung für Vista-Start liegt allein bei Microsoft
- Microsoft befürchtet verzögerten Vista-Start in Europa
- Microsoft legt neue Windows-Informationen in Brüssel vor
- Microsoft will gegen neue Strafe im EU-Wettbewerbsverfahren klagen
- EU-Kommission verhängt neues Millionenbußgeld gegen Microsoft
- EU-Kommissarin Kroes kündigt neue Geldbuße für Microsoft an
- EU-Kartellwächter befürworten tägliche Microsoft-Strafe
- Tägliche Geldstrafe für Microsoft rückt näher
- Microsoft fordert vor EU-Gericht Strafminderung
- Microsofts Geheimhaltung vor EU-Gericht in der Kritik
- Microsoft beschwert sich vor EU-Gericht über Begünstigung der Konkurrenz
- Microsofts Mediaplayer-Strategie vor EU-Gericht unter Beschuss
- Luxemburger Microsoft-Prozess beginnt mit hartem Schlagabtausch
- Microsoft sieht wachsende Konkurrenz für Mediaplayer
- Linux-Gemeinde: EU-Patentkurs untergräbt Kartellverfahren gegen Microsoft
- EU-Kartellverfahren: Microsoft kommt in den USA nicht zum Zug
- EU-Kartellverfahren: Microsoft unterliegt erneut vor US-Gericht
- Microsoft erwartet Durchbruch im EU-Kartellstreit
- US-Regierung fordert von EU "faire Behandlung" für Microsoft
- Neues EU-Bußgeld für Microsoft wird wahrscheinlicher
- Microsofts Vista im Visier der europäischen Wettbewerbshüter
- Microsoft macht neue Konzessionen im EU-Kartellverfahren
- EU-Kommission antwortet auf Microsoft-Anschuldigungen
- Microsoft zweifelt Neutralität der EU-Wettbewerbshüter an
- Microsoft legt Dokumente im EU-Kartellstreit offen
- Microsoft antwortet im EU-Kartellverfahren kurz vor Ablauf des Ultimatums
- Microsoft wirft EU-Kommission im Kartellverfahren Regelverletzungen vor
- Microsoft droht weiterer Ärger von der EU-Kommission
- Microsoft kommt EU entgegen und lizenziert Quellcode für Windows Server
- EU-Kommission droht Microsoft tägliche Millionen-Strafe an
- Ballmer in Brüssel: Interoperables Frühstück
- EU-Kommission benennt "Microsoft-Berater"
- XP N + MediaPack = XP - N
- EU-Kartellverfahren: Keine Microsoft-Technik unter Open-Source-Lizenzen
- EU-Kommission testet Microsoft-Zugeständnisse
- Microsoft legt Vorschläge zu Wettbewerbsauflagen in Brüssel vor
- EU-Kommission verliert Geduld mit Microsoft
- Microsoft bei den EU-Wettbewerbshütern weiter auf dem Prüfstand
- EU-Kommission: Microsoft setzt Server-Auflagen nicht ausreichend um
- Microsoft verzichtet auf Berufung gegen EU-Urteil
- Microsoft will Auflagen der EU-Kommission erfüllen
- EU-Gerichtspräsident bestätigt Sanktionen gegen Microsoft
- Schlagabtausch von Microsoft und EU-Kommission vor EU-Gericht
- Microsoft bezahlt Brüsseler Rekordbußgeld
- Microsoft beantragt Aussetzung von EU-Auflagen
- Sun und RealNetworks begrüßen EU-Entscheidung im Microsoft-Verfahren
- Microsoft: Entscheidung der EU-Kommission nicht im Sinne der Verbraucher
- EU-Kommission verfügt Geldstrafe und Produktauflagen gegen Microsoft
- Bei Microsoft kennt Mario Monti kein Pardon
- Microsoft: EU verhängt 497 Millionen Euro Strafe
- Mitteilung der EU-Kommission zum Abschluss der Untersuchung gegen Microsoft
- EU eröffnet neues Kartell-Verfahren gegen Microsoft
- EU eröffnet erstmals Wettbewerbsverfahren gegen Microsoft
(dpa) / (se)