Ärger um Carpo-Kündigungen

Der Provider Carpo wollte Altkunden automatisch auf einen Call&Surf-Vertrag der Telekom umstellen. Inzwischen rudert das Unternehmen wieder zurück.

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Provider Carpo will einige seiner Kunden gerne loswerden. Zwischen Sommer 2006 und Sommer 2007 verkaufte das Unternehmen T-DSL-Anschlüsse der Telekom und lieferte dazu eigene Zugangsdaten. Attraktiv an dem Angebot war die kurze Kündigungsfrist, die sich für die Kunden indes nun als Bumerang erweist. Schon seit einigen Monaten versucht Carpo mit wiederholten Anschreiben, diese Kunden zur Umstellung auf Call&Surf der Telekom zu drängen. Wer darauf bislang nicht reagierte, erhält nun eine Kündigung. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn der Anbieter hat das gleiche Recht wie der Kunde, den Vertrag zu kündigen. Betroffen davon sind ausschließlich Carpo-Altkunden, deren DSL-Anschluss noch über die Telekom läuft. Bei Resale- und Komplettanschlüssen des Anbieters gibt es keine Änderungen.

Das Kündigungsschreiben barg eine Überraschung: "Um den Vorgang für Sie zu vereinfachen, stellen wir für Sie automatisiert und rechtzeitig [...] auf das Call&Surf Basic 2000 Paket der Deutschen Telekom um", schrieb Carpo. Wer das nicht wolle, müsse ausdrücklich und fristgerecht widersprechen. Die Kunden waren damit teilweise gar nicht einverstanden, denn damit binden sie sich für ein Jahr. Rechtlich ist ein solches Vorgehen mehr als fraglich. Ronny Jahn von der Verbraucherzentrale Berlin hält eine einseitige Umstellung auf einen neuen Anbieter für "eindeutig unzulässig".

Carpo macht nun aber einen Rückzieher. "Wir wollten vermeiden, dass Kunden ohne Internetanschluss dastehen und die Kosten für den DSL-Anschluss bei der Telekom weiterlaufen. Der Kunde hat noch einen bestehenden Vertrag mit der Telekom, den wir nicht kündigen können", rechtfertigt Geschäftsführer Michael Urban das ursprünglich geplante Vorgehen. Den Anbieterwechsel will Carpo nun doch dem Kunden überlassen: "Nachdem uns einige Kundenbeschwerden vorliegen, die wir nachvollziehen können, haben wir beschlossen, die automatische Umstellung nicht durchzuführen." Nun ist es also am Kunden, den DSL-Anschluss bei der Telekom separat zu kündigen. Auf diesen Umstand wies Carpo in den bisherigen Schreiben auch nachdrücklich hin.

Die von Carpo gekündigten Kunden haben alternativ die Möglichkeit, ihren T-DSL-Anschluss weiterzuführen und damit weiterhin von den kurzen Kündigungsfristen für den DSL-Anschluss zu profitieren. Immer noch bieten einige kleinere Unternehmen Zugänge für den bei allen betroffenen Carpo-Kunden vorhandenen T-DSL-Anschluss an, etwa Fireline Networks, 1click2DSL, Easybell oder Envacom. Bei der Umstellung lohnt sich allerdings ein sorgfältiger Vergleich; Preise, Leistungen und Vertragslaufzeiten der Angebote unterscheiden sich deutlich. (uma)