1733 MBit/s per WLAN: Qualcomm treibt das WLAN-Zahlenkarussell weiter

Auf der Computex demonstriert Qualcomm den ersten WLAN-Chipsatz, der im 5-GHz-Band einen auf 160 Megahertz Breite verdoppelten Übertragungskanal einsetzt. Damit werden bis zu 1733 MBit/s brutto möglich - solange kein Nachbar querschießt.

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Qualcomm treibt das WLAN-Zahlenkarussell weiter
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Der Chiphersteller Qualcomm schiebt eine neue Welle im WLAN-Zahlenspiel an: Die Bausteine QCA9984 für WLAN-Router und QCA9994 für Firmen-Access-Points aus der Vive-Reihe sind die ersten, die die maximale, im Gigabit-WLAN-Standard IEEE 802.11ac definierte Kanalbreite von 160 MHz umsetzen.

Die Chips unterstützen im Single-User-Betrieb (SU-MIMO) bis zu 4 MIMO-Streams, aber nicht gleichzeitig mit dem 160-MHz-Kanal. Deshalb bleibt es bei einer Beschleunigung auf 1733 MBit/s brutto bei 2 Streams. Heute üblich sind damit maximal 867 MBit/s. Bei 4 Streams arbeiten die Chips nach wie vor mit einem 80-MHz-Kanal, erreichen dort also ebenfalls maximal 1733 MBit/s – das gab es von anderen Herstellern schon vor zwei Jahren.

Interessanter ist der Multi-User-Betrieb (MU-MIMO): Hier bedienen die neuen Bausteine ein bis vier Clients gleichzeitig mit 1 oder 2 Streams und 80 MHz Kanalbreite, also maximal 433 beziehungsweise 867 MBit/s pro Client. Das ergibt eine Summendatenrate von 1733 MBit/s. Mit dem auf 160 MHz verdoppelten Kanal fallen sie laut einer Qualcomm-Folie (siehe Bild) auf Single-Stream-Betrieb und maximal zwei Clients zurück, sodass es auch dort bei 1733 MBit/s maximaler Gesamtdatenrate bleibt.

Spannend wird, ob Hersteller wie TP-Link, die bereits Geräte mit dem QCA9984 entwickeln, gleich von Anfang an Unterstützung für die automatische Kanalwahl DFS (Dynamic Frequency Selection) einbauen. Ohne DFS dürfen WLAN-Geräte im 5-GHz-Band in der EU nur die Kanäle 36 bis 48 verwenden. Weil diese zusammen gerade mal 80 MHz ergeben, wäre der schnellere 160-MHz-Betrieb in der EU ohne DFS blockiert. Das sieht in Nordamerika anders aus: Dort können die WLAN-Hersteller auch die Kanäle 149 bis 165 ohne DFS verwenden, also die 160-MHz-Extrabreitspur in zwei 80-MHz-Breitspuren (Kanal 36 bis 48 und 149 bis 161) aufteilen, was die Qualcomm-Chips als "80+80"-Modus unterstützen.

Ob der 160-MHz-Modus angesichts zunehmender 5-GHz-Belegung und damit häufigeren Kollisionen mit Nachbar-WLANs in der Praxis überhaupt einen Gewinn bringt, muss sich noch herausstellen: Im überlaufenen 2,4-GHz-Band unterstützen aktuelle WLAN-Router zwar den 40-MHz-Betrieb, fallen aber wegen der dichten Bandbelegung regelmäßig auf den 20-MHz-Modus zurück. (ea)