Zeiss-Stiftung soll zur Aktiengesellschaft werden

Rund 80 Mitarbeitern hatten gegen die Ausgliederung einzelner Unternehmensbereiche, etwa der Halbleitertechnik, geklagt.

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  • dpa

Die Carl Zeiss-Gruppe soll in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, erklärte Vorstandssprecher Dieter Kurz am Freitag bei der Einweihung eines neuen Werkes für Lithographieoptik in Oberkochen. Nach Ansicht des baden-württembergischen Wissenschaftministers Peter Frankenberg (CDU) garantiert diese Lösung die Flexibilität, um am internationalen Markt bestehen zu können. Frankenberg ist auch Vorsitzender der Carl Zeiss-Stiftungsverwaltung.

Hintergrund der Debatte ist eine Klage von rund 80 Mitarbeitern gegen die Ausgliederung einzelner Unternehmensbereiche. Diese ist seit einer Reform des Stiftungsstatus erlaubt. Am 1. Oktober war der Bereich Halbleitertechnik in die Carl Zeiss SMT AG ausgegliedert worden. Die Mitarbeiter sehen darin einen Verstoß gegen das 1896 von Ernst Abbé verfasste Stiftungsstatut. Die Klage wird von ehemaligen Vorstandsmitgliedern unterstützt. Das Verfahren wird voraussichtlich Anfang 2002 am Landgericht Ellwangen eröffnet. Nach Angaben eines Firmensprechers sieht der Vorstand dem Prozess gelassen entgegen.

Frankenberg sagte, dass die Ausgliederung einzelner Unternehmensbereiche in Kapitalgesellschaften im Sinne Abbés sei, weil die Flexibilität einer AG Arbeitsplätze sichere und daher dem Wohl der Mitarbeiter diene. "Wort für Wort auf Abbé zurück zu greifen ist wenig hilfreich, denn er konnte die wirtschaftliche und technologische Entwicklung nicht vorhersehen. Wir kennen die Entwicklung und müssen auf sie reagieren", kritisierte er die Kläger.

Seiner Meinung nach müssten die Arbeitnehmer dieselben Interessen haben wie Vorstand und Stiftungsverwaltung. "Nur wenn das Unternehmen Gewinne macht, können die Beschäftigten davon profitieren", sagte er. Frankenberg forderte die rechtliche Verselbstständigung der beiden Stiftungsunternehmen Carl Zeiss und Schott Glas als Kapitalgesellschaft. Die Stiftung solle Anteilseigner der AGs werden, die jeweils 14 000 Mitarbeiter beschäftigen.

Mehr Flexibilität bei der Kapitalbeschaffung forderte auch Heinz Dürr, Stiftungskommissar der Carl Zeiss-Stiftung. "Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Firma Zeiss genau so entwickeln kann wie andere Unternehmen auch. Tatsächlich ist unser Hauptkonkurrent heute sechs Mal so groß wie wir", sagte er. Vor 20 Jahren seien beide Firmen gleich groß gewesen. (dpa) / (jk)