0190-Betrug: Jetzt mit "gefälschten" Freizeichen (2. Update)

Eine ganz neue Masche bei 0190-Service-Rufnummern ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten: Die Gegenstelle täuscht nach Verbindungsaufbau ein Freizeichen vor.

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Von
  • Patrick Brauch

Eine ganz neue Masche bei 0190-Service-Rufnummern ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten: Die Gegenstelle täuscht nach Verbindungsaufbau ein Freizeichen vor -- während der Anrufer glaubt, noch überhaupt keine Verbindung zu haben, tickt schon der Gebührenzähler.

Aufgefallen sind diese Nummern, weil sie mehrfach an D1-Mobilfunktelefone übermittelt wurden. Die eingeschaltete Rufnummernanzeige veranlasst die Opfer schnell zum Rückruf -- und das kostet nicht nur die 0190-Gebühren in Höhe von 1,86 Euro pro Minute, sondern zusätzlich noch die Kosten des Mobilfunknetzbetreibers. Die Übertragung solcher Rufnummern auf Mobiltelefone ist nach Ansicht von Experten nur über gefälschte Absendernummern zu realisieren, da 0190-Rufnummern selbst nur virtuelle Nummern sind. Ein Ansatzpunkt für solche Fälschungen können Nebenstellenanlagen oder Netzübergänge sein.

Sowohl bei der Beschwerdestelle der Freiwilligen Selbstkontrolle Telefonmehrwertdienste e.V. (FST) als auch bei der Deutschen Telekom liefen Anfragen von aufgebrachten Mobilfunkkunden ein. Das "Angebot" dieser Nummern verstößt sowohl gegen das Teledienstegesetz (TDG), nach dem eine Anbieterkennung vorhanden sein muss, als auch gegen die Verordnung zur Regelung von Preisangaben (PAngV), nach der auf die Kosten solcher Angebote hingewiesen werden muss. Das vorgespielte Freizeichen könnte außerdem als betrügerische Absicht interpretiert werden.

Die bislang auf diese Weise beworbenen Rufnummern, 0190/8683xxx, 0190/8395xxx, 0190/8148xxx und 0190/8144xxx, wurden wie üblich über mehrere Stellen weiterverkauft. Recherchen von heise online ergaben, dass die betreffenden Nummern erst von dem FST-Mitglied IN-Telegence der CNS24 GmbH, ebenfalls Mitglied in der FST, überlassen wurde. CNS24 wiederum überließ die Nummern zwei Einzelpersonen in Nordstemmen und einem weiteren Reseller, der Digitalbytes GmbH in Rheurdt, welche ihrerseits die Nummern an die gleichen beiden Personen in Nordstemmen weiterverkaufte.

Bei IN-Telegence, CNS24 und auch Digitalbytes zeigte man sich auf Anfrage seitens heise online kooperativ: CNS teilte mit, dass die Rufnummern mit sofortiger Wirkung deaktiviert wurden. Allerdings erhielt man dort zunächst immer noch eine kostenpflichtige Verbindung: Das gefälschte Freizeichen war zwar verschwunden, aber dafür hörte der Anrufer eine kostenpflichtige Kurzansage, dass man sich anscheinend verwählt habe. Erst 24 Stunden später, nach erneuter Nachfrage von c't bei IN-Telegence wurden die Rufnummern so deaktiviert, dass für Anrufer keine Verbindungskosten mehr entstehen.

Die eigentlichen Betreiber der Nummern aus Nordstemmen, konnten weder Auskünfte darüber geben, warum diese Nummern an D1-Kunden übermittelt wurden, noch weshalb und wie das vorgetäuschte Freizeichen entstand. Auf Anfrage von heise online hieß es lediglich, man "wolle man den Vorfall überprüfen", beziehungsweise man könne "nichts dazu sagen". CNS24 teilte heise online auf Anfrage schriftlich mit, dass zivil- und strafrechtliche Schritte gegen die entsprechenden Personen eingeleitet werden. (pab)