"Digital Radio Mondiale" on air

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, wurde in Genf auf der "World Radio Communication Conference 2003" die Zukunft des Kurz-, Mittel- und Langwellenradios eingeläutet.

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Von
  • Peter Röbke-Doerr

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, wurde am heutigen Montag in Genf auf der "World Radiocommunication Conference 2003" die Zukunft des Kurz-, Mittel- und Langwellenradios eingeläutet. Auf diesen Rundfunkbereichen, bekannt und oft gemieden wegen ihrer Rausch-, Stör- und Knatterfreudigkeit, tummelten sich in den letzten Jahren hauptsächlich hartgesottene DX-(Weitverkehrs-)Hörer. Man tauschte Empfangsbestätigungen untereinander aus -- Inhalte waren da weniger wichtig. Wer Musik hören wollte, schaltete um auf UKW, DAB (Digital Audio Broadcast) oder Astra-Digital-Radio -- und musste dann aber auch mit den systembedingten Nachteilen leben: kurze Senderreichweiten oder hoher Aufwand bei der Empfangstechnik.

Beim neuen Digital Radio Mondiale (DRM) handelt es sich eigentlich nur um ein neues Modulationsverfahren 64-QAM (Quadraturamplitudenmodulation), kombiniert mit einer aufwendigen Fehlererkennung sowie einem Datenkompressionsverfahren MPEG-4 AA4+SBR, das eine Weiterentwicklung von MP3 darstellt. Damit ist es möglich, in üblichen AM-Kanälen mit etwa 10 kHz Hochfrequenz-Bandbreite eine Audiobandbreite von 15 kHz unterzubringen und so etwa UKW-Qualität zu erreichen. Und -- das wird die Programmanbieter besonders interessieren -- die vorhandene Infrastruktur wie Sender und Antennen kann weitgehend weiter genutzt werden.

Einige Rundfunkstationen weltweit beginnen am heutigen Montag mit der Ausstrahlung ihrer Programme nach dem DRM-Standard: Deutsche Welle, DeutschlandRadio, British Broadcast Corporation BBC, Voice of America, Radio Netherlands, Radio Canada International, Radio France International und Swedish Radio.

Empfänger für DRM sind bisher nur als Labormuster von Coding Technologies, BBC, Fraunhofer, Thales und Merlin gebaut worden; von den großen Konsumelektronik-Herstellern werden die Geräte aber voraussichtlich 2004 auf den Markt kommen. Wegen seiner enormen Vorteile wird DRM mittelfristig die vorhandene analoge Ausstrahlung ablösen; mit einer deutlichen Zunahme von Programmen nach dem DRM-Standard ist zu rechnen. Weitere Informationen zu Digital Radio Mondiale stehen unter www.drm.org zur Verfügung. (roe)