Office made in China

EIOffice 2004, Evermore Intelligent Office, möchte sich als besseres Office als MS Office profilieren -- die "andere" Konkurrenz wie StarOffice respektive OpenOffice wird von der chinesischen Firma erst gar nicht beachtet.

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Von
  • Detlef Borchers

Während sich Europa zur CeBIT in Hannover rüstet, sind es in den USA mehr die feinen, teuren Insider-Treffen in Scottsdale, Arizona, die bestimmen, was auf die IT-Agenda der nächsten Zeit kommt. Neben dem PC-Forum von Esther Dyson ist es vor allem die Demo, die Neuigkeiten bereithält. Auf der diesjährigen Veranstaltung sorgte die Firma Evermore für Aufsehen, weil sie die erste chinesische Firma ist, die Insider-Treffen beschickt und dies obendrein mit einem Produkt, das Microsoft Paroli bieten soll. EIOffice 2004, Evermore Intelligent Office, möchte sich als besseres Office als MS Office profilieren -- die "andere" Konkurrenz wie StarOffice respektive OpenOffice wird von der chinesischen Firma erst gar nicht beachtet.

"Früher war 'Made in Japan' ein Synonym für abgekupferte Produkte. Das war einmal. Heute steht Made in Japan für die höchsten Standards im Industriesektor. Wir werden dafür sorgen, dass 'Made in China' bei der Software für ähnliche Standards steht", erklärt Evermore-Geschäftsführer Gus Tsao die Ziele seiner Firma. Tsao wurde Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bekannt, als er die Firma Daybreak Technologies gründete und mit Silk einen Klon der Tabellenkalkulation Lotus 123 vermarktete, der 1987 etliche Auszeichnungen gewinnen konnte. "Wir setzen auf offene Standards und die Kraft der Open Source", heißt es in der Broschüre der Firma, die von einer großen Unterstützung durch die chinesische Szene schwärmt. Evermore selbst beschäftigt nach eigenen Angaben 200 Programmierer und wurde im Jahre 2000 mit einer privaten Kapitalspritze von 5 Millionen US-Dollar in der Region Wuxi (bei Shanghai) gegründet. Ziel von Evermore ist es, das Office-Paket an allen chinesischen Schulen und Universitäten zu verankern. Im Unterschied zu Microsoft Office enthält es darum beispielsweise einen besonderen Science Editor für Mathematik, Chemie und Biologie.

Das in Java geschriebene EIOffice 2004 läuft unter Windows und Linux. Eine Mac-OS-X- und Solaris-Version soll Ende 2004 erscheinen. Neben der chinesischen und anglo-amerikanischen Version (mit unterschiedlichen Wörterbüchern) soll 2005 eine spanische Version erscheinen, später ist eine deutsche Version angedacht. EIOffice soll für 99 US-Dollar pro Jahr vermietet werden, im Jahre 2004 jedoch nur 70 US-Dollar kosten. Das im Stil eng an Microsoft Office angelehnte Programm soll nach der Vorstellung von Evermore den Office-Standard in China setzen. Im Unterschied zu den üblichen verschiedenen Dateiformaten für Texte, Tabellen und Präsentationen arbeitet EIOffice mit einem einzigen Dateiformat, soll dabei aber "absolut kompatibel" mit MS-Formaten agieren können. (Detlef Borchers) / (jk)