Hamburger Wahlkampf tobt auch im Internet

SPD-Spitzenkandidat Thomas Mirow setzt beim Wahlkampf in Hamburg auf ein Weblog, so wie es der glücklose Howard Dean in seinem Wahlkampf für die Präsidentschaftskandidatur getan hat.

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Von
  • Christiane Link
  • dpa

Im Weblog der SPD unter MirowFuerHamburg.de steht die Hamburger Politik im Vordergrund. Besucher der Seite können zu den einzelnen Artikeln Kommentare schreiben. "Mirow steht für den Dialog mit den Bürgern. Das wollten wir auch auf der Internetseite zeigen", sagt Jürgen Schüssler, Geschäftsführer des Softwareunternehmens Wice und SPD-Bürgerschaftskandidat. Die SPD sei damit die erste Partei Europas, die Weblogs als Wahlkampfmittel einsetzt. "Die positive Resonanz zeigt, dass wir hiermit völlig andere Wählergruppen erreichen können", meint SPD-Landesgeschäftsführer Ties Rabe. Rund 3000 Besucher hat das Portal nach SPD-Angaben täglich.

Die CDU hingegen setzt nicht auf einen speziellen Internet-Wahlkampf, sagt CDU-Sprecher Michael Ohm. Im Gegensatz zur SPD werte die CDU die Zugriffe auf ihr Internetangebot nicht fortlaufend aus. Die Partei sehe ihr Internetangebot unter cduhamburg.de und olevonbeust.de als zusätzlichen Informationskanal für interessierte Bürger. "Wir haben mit Interaktivität schlechte Erfahrungen gemacht", sagt Ohm. Bereits im Wahlkampf zur vergangenen Bürgerschaftswahl habe man das Gästebuch wegen "sinnloser Einträge" löschen müssen.

"Der Online-Auftritt von Ole von Beust ist relativ unbedeutend und informationsleer", meint Politikwissenschaftler Hans J. Kleinsteuber von der Universität Hamburg. Interessant sei hingegen das Weblog-Angebot der SPD, bei dem die Diskussionen auch SPD-kritisch ablaufen. "Seltsamerweise sind die Bilder von Mirow aber mit einem vertikalen Liniencode versehen." Das erinnere an die Warenauszeichnung im Supermarkt, findet Kleinsteuber. Zwar sei die SPD-Seite informativer als das CDU-Angebot, aber das Erscheinungsbild der Seite sei unruhiger.

Die FDP setzt bei ihrem Internetangebot klar auf Informationen. Mit einer "Last-Minute-Internetaktion" wollen die Liberalen die Wähler im Internet gewinnen und haben sich die beiden Adressen intelligent-waehlen.de und mehrheit-sichern.de reserviert.

Auch wenn die Seiten gal-hamburg.de und hamburg.gruene.de ganz informativ angelegt seien, herrsche ansonsten ein wenig "Durcheinander" im grünen Internetauftritt, meint Kleinsteuber. GAL- Spitzenkandidatin Christa Götsch führt auf ihrer Internetseite christa-goetsch.de ein politisches Tagebuch.

Auch Bürger engagieren sich im Hamburger Internetwahlkampf. Die Seite schwule-fuer-ole.com macht sich für den CDU-Spitzenkandidaten stark. Und einen nach ihrem Bekunden unabhängigen Weblog betreibt eine Gruppe Politikinteressierter unter interferno.org/wahlinhamburg. Die fünf Weblog-Betreiber wollen über die Wahl informieren, aber auch zum Diskutieren anregen, sagt Initiator Heiko Hebig. "Dass sich die Parteien auch im Internet nur auf Schlagworte begrenzen, ist schade."

Im Internet sind freilich auch die kleineren Parteien präsent. Neben den zerstrittenen Spaltprodukten der Schillpartei Partei Rechtsstaatlicher Offensive und Pro DM/Schill findet sich zum Beispiel das linke Bündnis Regenbogen -- Linke Alternative für eine solidarische Stadt . Im Gegensatz zur politischen Rechten präsentiert sich die Linke in der Hansestadt erstmals als gemeinsame Liste aus den Parteien Regenbogen, PDS, DKP und SAV mit Aktiven aus der Protestbewegung gegen Sozialkahlschlag und Privatisierung. (Christiane Link, dpa) / (tol)