Infineon sucht weiter einen neuen Chef

An diesem Mittwoch legt der Interims-Vorsitzende Max Dietrich Kley die Zahlen für das zweite Geschäftsquartal vor. Analysten gehen davon aus, dass das Unternehmen operativ knapp in den schwarzen Zahlen geblieben ist.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Die Suche nach einem neuen Infineon-Chef zieht sich immer weiter in die Länge: Auch knapp vier Wochen nach dem erzwungenen Rücktritt von Ulrich Schumacher ist kein Nachfolger in Sicht. "Ich denke nicht, dass in den kommenden Tagen ein neuer Vorstandschef präsentiert wird", sagte ein Aufsichtsrat der dpa. An diesem Mittwoch legt der Interims-Vorsitzende Max Dietrich Kley die Zahlen für das zweite Geschäftsquartal vor. Analysten gehen davon aus, dass das Unternehmen operativ knapp in den schwarzen Zahlen geblieben ist.

Der frühere BASF-Vorstand und Infineon-Aufsichtsratsvorsitzende Kley hatte den Vorstandsvorsitz am 25. März kommissarisch übernommen. Der Aufsichtsrat hatte in einer spektakulären Sitzung zuvor Konzernchef Ulrich Schumacher zum Rücktritt gezwungen. Auslöser der Trennung waren der autoritäre Führungsstil Schumachers und strategische Auseinandersetzungen. Dem Vernehmen nach wollte der Chef die Führungsspitze neu aufstellen und seine Vorstandskollegen entmachten.

Auf der Aufsichtsratssitzung vor Bekanntgabe der Zahlen dürfte das Führungsthema zwar grundsätzlich eine Rolle spielen. Es sei aber nicht davon auszugehen, dass auf der Halbjahres-Pressekonferenz am Mittwoch ein Nachfolger vorgestellt werde, hieß es in Branchenkreisen. Dem Vernehmen nach will der Aufsichtsrat auch in die Kandidatensuche miteingebunden werden, was bisher aber nicht erfolgt ist. Nachfolger wurden bisher nur wenige gehandelt. Einzelne Medien brachten Siemens-Vorstand Klaus Wucherer ins Spiel, und Intel-Deutschlandchef Jürgen Thiel bekundete laut Medienberichten grundsätzliches Interesse.

Das Geschäft bei Infineon läuft unterdessen weitgehend normal weiter. "Kley strahlt Souveränität aus und ist sehr präsent", heißt es im Unternehmen. Trotz einiger verbaler Gefechte zwischen Kley und der IG Metall unmittelbar nach dem Sturz Schumachers äußert man sich auch auf Arbeitnehmerseite grundsätzlich positiv über den Interims-Vorsitzenden. "Herr Kley hat die schwierige Situation insgesamt gut gehandhabt." Allerdings könne dies keine Dauerlösung sein. Der Aufsichtsrats-Chef darf den Vorstandsvorsitz schon aus rechtlichen Gründen nur höchstens für ein Jahr übernehmen. Ziel des Unternehmens ist aber eine weit schnellere Lösung. Schließlich dürfte der Nachfolger daran interessiert sein, strategische Entscheidungen selbst zu treffen.

In den vergangenen drei Jahren hatte das Unternehmen in der Branchenkrise hohe Verluste gemacht. Zwar hat Infineon auf Quartalsbasis mittlerweile die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Richtig Geld verdient der Konzern aber noch nicht. Von der Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Analysten rechnen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2003/04 (30. September) im Schnitt mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen von knapp 20 Millionen Euro und einem Nettogewinn von gut 5 Millionen Euro. Einige Analysten -- wie die Experten von UBS -- halten auch einen leichten Verlust nach Steuern für möglich. (Axel Höpner, dpa) / (anw)