Durcheinander um .cd-Registry [Update]
Zwei Anbieter behaupten derzeit felsenfest, dass sie die zentrale Registrierstelle für .cd-Domains sind, also für die Demokratische Republik Kongo.
Zwei Anbieter behaupten derzeit felsenfest, dass sie die zentrale Registrierstelle für .cd-Domains sind, also für die Demokratische Republik Kongo. Deutsche Provider, die die Adressen anbieten, bemerkten Schwierigkeiten bei der Registrierung über Key-Systems. Das Saarbrücker Unternehmen hatte 2001 die .cd-Registry unter Protesten kongolesischer Provider nach Deutschland geholt.
"Wir haben einen Vertrag mit dem Ministerium", sagte Geschäftsführer Jens Wagner gegenüber heise online, "und wir wissen auch, dass viele andere Leute auch behaupten, dass sie einen Vertrag haben oder dass sie einen bekommen wollen." Wagner, der bei Key-Systems für die Technik zuständig ist, räumt aber ein, dass es derzeit bei der Registrierung Probleme gibt. "Wir haben die Registrierung temporär eingestellt. Registrare und Reseller erhalten eine Fehlermeldung." Dies liege schlicht in einem Problem mit den Nameservern, sagt Wagner.
Beim Congo Internet Management klingt das allerdings ganz anders. "Wir sind seit dem 1. April offizielle Registrierstelle," teilte ein CIM-Vertreter auf Anfrage von heise online mit. Der so genannte Redelegationsprozess, das heißt die offizielle Anerkennung durch die IANA/ICANN, werde demnächst abgeschlossen. Derzeit könnten cd-Domains zwar nur direkt bestellt werden, man arbeite jedoch daran, die Registrierung über Registrare und Reseller aufzusetzen. Keine der bislang registrierten Domains -- so viele waren es angesichts des seit Beginn bestehenden Streites um die Registry wohl nicht -- müsse zurückgegeben werden, versichert man bei CIM.
Dass bei der Registry tatsächlich etwas passiert ist, zeigt ein Blick auf die eingetragenen Nameserver. Das Whois bei der IANA, der offiziellen Liste aller Länderdomains, ergibt ein anderes Bild als eine DNS-Anfrage nach den authoritativen Nameservern. Die Anfrage beim im DNS eingetragenen Haupt-Nameserver ergibt noch einmal eine andere Antwort. Je nach Standort kann der Nutzer unterschiedliche Angaben über die Zahl und Adressen der Server und teilweise auch die IP-Adressen erhalten.
Bei ICANN, unter deren Dach die IANA arbeitet, kann oder will man das Rätsel um die Uneinheitlichkeit nicht lüften. Einem Wechsel des ccTLD-Managers nehme ICANN/IANA immer erst dann vor, wenn die lokale Internet Community sich über einen solchen geeinigt habe, teilte eine Mitarbeiterin von ICANN mit. Eine Liste über anstehende Redelegationen erachtetet man als kontraproduktiv für alle Beteiligten, auch zur genauen Zahl anstehender Redelegationen will man keine Angaben machen. In manchem Monat erreichten zwei derartige Anfragen das Büro in Marina del Rey, in anderen aber auch fünf. Die Redelegationen sind ein heikles Feld für die privaten Namensverwalter, wie kürzlich das Beispiel Libyen gezeigt hat.
.cd gehört zu den Domains, bei denen die Situation von Beginn an wegen des politischen Chaos in dem Land kompliziert war. Kurz bevor Key-Systems die Domain übernommen hatte, wurde Präsident Kabila ermordet, das Land befand sich im politischen Chaos. So ist erklärbar, warum Key-Systems und CIM auf eine offizielle Beauftragung durch das Ministerium für Post und Telekommunikation verweisen. Unklar ist dagegen, wie die konkurrierende CIM an Zonendaten herangekommen ist. Zumindest für die Seite von Key-Systems bietet CIM einen vollen Satz an, mit alten Nameserver-Adressen. Key-Systems war vor drei Jahren an die Daten der Zone gekommen, weil der nach wie vor eingetragene technische Verantwortliche Frederic Gregoire mitgespielt hatte und das deutsche Unternehmen die Zonendaten spiegeln ließ. Möglich, dass er den Spieß nun wieder umgedreht hat. Er habe der Regierung geholfen, heißt es bei der CIM in Kinshasa. Alle Zonendaten habe man aber nicht. Für nicht Abenteuerlustige heißt angesichts der ungeklärten Situation im Moment wohl eher: Hände weg von .cd. (Monika Ermert) / (anw)