Gebrauchtwagenkauf im Internet floriert

Statt im Kleinanzeigenteil der Zeitung stöbern immer mehr Deutsche bei der Suche nach einem Gebrauchtwagen oder Ersatzteilen im Internet.

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Von
  • Tobias D. Höhn
  • dpa

Statt im Kleinanzeigenteil der Zeitung stöbern immer mehr Deutsche bei der Suche nach einem Gebrauchtwagen oder Ersatzteilen im Internet. Bei Branchenprimus eBay wird alle drei Minuten ein Auto, alle zwei Minuten ein Autoradio und ein Reifen sowie alle 90 Sekunden ein Karosserieteil verkauft. "Die Deutschen sind ein Volk der Autonarren und Schnäppchenjäger. Davon profitieren wir", sagt der Senior Manager im Bereich Fahrzeugteile und Zubehör, Christian Koeper. Rund 400.000 Artikel sind bei www.ebaymotors.de gelistet -- vom Trabi für 1,00 Euro über verschiedene Nockenwellen bis zum Vier-Sterne-Reisebus für knapp 190.000 Euro.

Zwischen den Ständen von DaimlerChrysler und Lexus präsentieren sich der weltweite Online-Marktplatz eBay und der mittlerweile zum Konzern gehörende deutsche Marktführer unter den Internet-Gebrauchtwagenseiten mobile.de erstmals gemeinsam auf der noch bis Sonntag dauernden Messe Auto Mobil International (AMI) in Leipzig. An einer Monitorwand können die Besucher online mitsteigern und sich langsam an den neuen Weg des Autokaufs heranwagen. "Ich habe bislang nur Wagen aus zweiter Hand gekauft, meist vom Schwager oder Bekannten", sagt ein Mann aus Berlin skeptisch.

Dass die Bundesbürger sehr eigen beim Gebrauchtwagenkauf sind, weiß auch eBayMotors-Direktor Rainer Krösing. Mit einem zertifizierten Zustandscheck, einer Gebrauchtwagenversicherung und einem Einbauservice möchte der Internethändler den Deutschen die Angst nehmen. "80 Prozent der Leute, die bei uns ein Auto ersteigern, schauen es vorher nicht an", sagt Krösing. Und neun von zehn Kunden würden eBay weiterempfehlen.

Der ursprünglich in Amerika als Internet-Flohmarkt gegründete Handel hat sich mittlerweile zum weltweiten Marktplatz gewandelt. Zwar werden auch in der Autosparte weiterhin ausgediente Winterreifen feilgeboten, doch der Umsatz mit Gewerbetreibenden macht das Gros aus. "Händler können bei hoher Umschlaggeschwindigkeit mühelos ihre Lagerbestände regulieren", sagt Krösing. Und viele würden mittlerweile bei virtuellen Geschäften mehr umsetzen als im Laden. Kein Wunder, schließlich erreicht eBay nach eigenen Angaben in Deutschland 53 Prozent der Internetklientel und hat 17,3 Millionen Besucher pro Monat. Weltweit sind es 95 Millionen.

Der Erfolg scheint der weltweit größten Internet-Auktionsfirma Recht zu geben. Jedes vierte gebrauchte Motorrad wird mittlerweile über eBay versilbert. Insgesamt schloss der Konzern das Jahr 2003 mit Rekorden bei Umsatz und Gewinn ab. Der Jahresumsatz schoss um satte 78 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar hoch, der Gewinn stieg um 77 Prozent auf 441,8 Millionen Dollar. Für 2004 erwartet eBay einen Umsatz von bis zu drei Milliarden Dollar und wieder einen höheren Gewinn. (Tobias D. Höhn, dpa) / (jk)