Schüler mit Partyleuchte und Webcam zum Sieg bei Jugend forscht

Die Gewinner hatten Probleme mit den Apparaten in der Schule und erfanden deshalb ihren eigenen Spektrometer.

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  • dpa

Die Zutaten klingen einfach: Eine Handkamera, eine Partyleuchte, Glasfasern und vor allem ein Geistesblitz -- mehr mussten Frederik Schaal und Torben Ott kaum aufbieten, um die Jury zu überzeugen und sich gegen die junge Konkurrenz im Finale von Jugend forscht durchzusetzen. Das so genannte Spektrometer, mit dem die 19- und 18 Jahre alten Freunde aus Weinstadt und Bietigheim-Bissingen am Sonntag in Saarbrücken im Fachgebiet den ersten Platz gewannen, hat vor allem ein Ziel: den bislang eher trockenen und theoretischen Chemieunterricht in der Schule spannender zu machen. "Wir hatten Probleme mit den Apparaten in der Schule, da haben wir uns eben etwas Einfacheres und Billigeres ausgedacht", erzählen die beiden nach der Preisverleihung.

Mit ihrem Spektec kann unter anderem die Konzentration von Salzen in Lösung und von farbigen Stoffen bestimmt werden. Außerdem lassen sich geringere Mengen Metall nachweisen. "Die Daten der Messungen werden mit der Webcam auf einen Computer übertragen und mit einer selbst entwickelten Software ausgewertet", erklärt Ott und lächelt, als wäre seine Erfindung das Einfachste auf der Welt. Ein bisschen Feinarbeit wollen die beiden noch leisten, dann soll ihre Erfindung als Bausatz für die Schulen zur Verfügung stehen.

Den Ideen der Erfinder-Elite sind bei Jugend forscht kaum Grenzen gesetzt. Aus Riedlingen wurde ein Messgerät prämiert, mit dem Wasserstoffkonzentrationen bestimmt werden können. Drei Schüler aus Friedrichshafen machten mit Motorsägeketten buchstäblich kurzen Prozess: Ihr Schärf-Lux automatisiert den Schleifvorgang und macht das zeitaufwändige Ausbauen der Kette überflüssig. Gesteuert wird der Apparat über einen Minicomputer.

Nachhaltigen Eindruck hinterließ auch der Roboter Kitao eines Tübinger Schülertrios, der mit der Hilfe von zwei Kameras dreidimensional den gesamten Raum erfassen kann. Kein Wissen ohne Unterricht: Der 59 Jahre alte Winfried Sturm gesellte sich als "Lehrer des Jahres" stolz zu den jugendlichen Preisträgern. "Die große Nachfrage der Schüler an praxisorientierter Arbeit zeigt, dass Bildung nicht nur nach dem Lehrplan funktionieren sollte", sagte Sturm nach der Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises, der in diesem Jahr zum vierten Mal vom Magazin Stern vergeben wurde.

Nach Ansicht Sturms müssen Schule, Wissenschaft und Wirtschaft noch enger zusammenarbeiten. Das Ergebnis ist in seiner Schule in Staufen messbar: Ein Seismograph der Schüler zeichnet dort weltweit Erdbeben auf, außerdem machen von Firmen finanziell unterstützte Apparaturen in der Hardware AG Sturms die Theorie der Computertechnik greifbar. (dpa)/ (tol)