Intel übernimmt Elbrus-Entwickler und E2K-Patente

Der Computerwissenschaftler Boris Babayan gibt in einem Interview Auskunft über die heute gemeldete enge Zusammenarbeit zwischen Intel und der russischen Firma Elbrus.

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Von
  • Andreas Stiller

Ein Telefon-Interview von heise online mit Boris Babayan, dem bekannten russischen Computerwissenschafler, hat Klarheit über die heute gemeldete enge Zusammenarbeit zwischen Intel und der russischen Firma Elbrus geschaffen. Danach werden fast alle Entwickler -- immerhin rund 600 Leute -- den Brötchengeber wechseln und bei Intel eingestellt, darunter auch Babayan selbst, der als führender Wissenschaftler für Intel weiterforscht. Intel bekommt Lizenzen für alle Elbrus-Patente, insbesondere auch für den in der Entwicklung bestehenden E2K-Prozessor.

An den SPARC-kompatiblen MCST-Prozessoren der Elbrus-Tochter ZAO-MCST ist Intel naturgemäß weniger interessiert; es bleibt eine kleine Restmannschaft bei der alten Firma, um die Entwicklung fortzuführen. Hier gibt es bindende Verträge mit dem russischen Staat, der Wert darauf legt, über Prozessoren aus russischer Entwicklung und Fertigung zu verfügen, um diese in sicherheitsrelevanten Bereichen einzusetzen.

Leider -- so Babayan -- habe man keine Investoren mehr finden können, um das Projekt E2K zu Ende zu führen. Mit effektiv 10 Gleitkommainstruktionen pro Takt und 4 bis 4,5 Integeroperationen pro Takt hätte das E2K-Design gute Chancen gehabt, sich gegen höher getaktete "Energiefresser" wie etwa Itanium zu behaupten. Aber vielleicht fließen ja nun einige Ideen des E2K in zukünftige Intel-Prozessordesigns ein -- ähnlich wie von dem vor drei Jahren samt Entwicklerriege aufgekauften Alpha-Prozessor. Ein paar Ideen -- so heißt es -- sollen bereits Transmeta-Gründer Dave Ditzel für das Code-Morphing der Crusoe-Prozessoren inspiriert haben. Ditzel hatte für Sun etliche Jahre in Moskau verbracht und dabei auch mit Babayan zusammengearbeitet. (as)