Hintergrund: Poker um die kommende HD-DVD

Mit der Aussicht, dass es hochauflösende Videos sowohl auf vorbespielte Blu-ray-Discs als auch HD-DVDs geben wird, ist der Kampf um die Macht in Hollywood entbrannt.

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Von
  • Nico Jurran

Mit der Aussicht, dass es hochauflösende Videos sowohl auf vorbespielte Blu-ray-Discs als auch HD-DVDs geben wird, ist der Kampf um die Macht in Hollywood entbrannt. Viele Experten glauben, dass das Format dabei auf der Strecke bleibt, das den Heimcineasten nicht von Beginn an interessante Filme bieten kann.

Im Mittelpunkt steht daher der Kampf um das US-amerikanische Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), für das sich nach dem Übernahmeangebot eines Konsortiums unter der Führung des Blu-ray-Verfechters Sony mittlerweile auch HD-DVD-Unterstützer Time Warner interessiert. Nachdem der Sony-Konzern, zu dem bereits Columia TriStar gehört, nach US-amerikanischen Presseberichten 5 Milliarden US-Dollar für MGM geboten hatte, soll Time Warners Angebot momentan bei 4,7 Milliarden US-Dollar liegen. Dabei würde Time Warner gewöhnlichen MGM-Aktionären für jeden MGM-Anteil 13 US-Dollar erhalten, während MGMs Mehrheitsaktionär Kirk Kerkorian 11,50 US-Dollar pro Anteil in Time-Warner-Aktion bekäme.

Angeblich ist Kerkorian sehr an den Time-Warner-Anteilen interessiert, verlangt aber ein Gesamtgebot von mindestens 5 Milliarden US-Dollar. Die Übernahme von MGM wäre aus Warners Sicht nicht nur aufgrund der aus 4000 Filmen bestehenden Bibliothek des Studios interessant, sondern auch für geplante Projekte: So soll New Line Cinema, Tochter von Time Warner, nach dem gewaltigen Erfolg mit der Herr-der-Ringe-Trilogie Probleme mit einer Verfilmung des Tolkien-Werks Der kleine Hobbit haben, da daran MGM noch Veröffentlichungsrechte hält.

Als dritter potenzieller Bieter ist derweil der Sender NBC im Gespräch, seinerseits ein Unternehmen von General Electric. Vor einigen Wochen handelte NBC mit MGM jedenfalls eine Verschwiegensheitsverpflichtung aus, für die der Sender Einblicke in die vertrauliche Geschäftsunterlagen der Studios erhielt.

Andererseits sieht sich Warner derzeit mit einer Klage ihres Ex-Mitarbeiters Warren Lieberfarb konfrontiert, der mehr als 20 Jahre ihre Home-Video-Sparte leitete und aufgrund seines Einsatzes für das Format als "Vater der DVD" gilt. Lieberfarb wurde im vergangenen Dezember von Warner gefeuert, wobei er eine Abfindung von 10 Millionen US-Dollar erhielt -- eine Summe, mit der er sich jedoch nicht zufrieden geben will. Angeblich habe ihm der damalige Time-Warner-CEO Gerald Levin vor der anstehenden Fusion mit AOL überredet, eine Bonuszahlung für sein DVD-Engagement in Höhe von 25 Millionen US-Dollar auszuschlagen und stattdessen auf Aktien-Optionen zu setzen. Mit dem Niedergang des AOL-Time-Warner-Kurses blieb auch für Lieberfarb nicht mehr viel übrig, weshalb er nun einen finanziellen Ausgleich einklagen will. Warren Lieberfarb ist heute als Berater bei Microsoft tätig und soll die treibende Kraft gewesen sein hinter der Aufnahme von Microsofts Kompressionsverfahren VC9 in den HD-DVD-Standard. (nij)